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Berliner Brüdergemeinde feiert 100-jähriges Bestehen

Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in der Schöneberger Hohenstaufenstraße 65, eine Gemeinde der ehemaligen "Offenen Brüder", feiert vom 15. bis zum 21. April 1983 ihr 100-jähriges Bestehen. Einen Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet der Festgottesdienst am Sonntag, 17. April, 16 Uhr 30. Die Festansprache wird Ernst Schrupp, Direktor i.R. des Missionshauses der Bibelschule Wiedenest, halten. Am Freitag, 15. April, 19 Uhr 30, gibt es ein Jubiläumskonzert. Mitwirkende sind ein übergemeindlicher gemischter Chor und Instrumentalisten. Am Sonnabend, 16. April, soll zwischen 14 und 18 Uhr an der Kreuzung von Hohenstaufen- und Kyffhäuser-Straße ein Straßenfest u.a. mit Trödelmarkt und Musik stattfinden. Abschließend wird um 19 Uhr 30 im Gemeindesaal eine Tonbildschau über die Geschichte der Gemeinde vorgeführt. Die Jubiläumsveranstaltungen gehen mit vier besonderen Abenden vom 18. bis 21. April, jeweils um 19 Uhr 30, zu Ende. Die Themen der vom Tempelhofer Baptistenpastor Friedrich Eckert referierten Abende sind ihrer Reihenfolge nach: Schuld, Glaube, Vergebung und "Friede in der Welt des Umbruchs".

 

Der ursprüngliche Versammlungsort der Gemeinde war die Wohnung der Missionarin Toni von Blücher - einer Großnichte des Generals. Nachdem die Zuhörerscharen dort nicht mehr Platz fanden, wurde ein Saal am Schöneberger Ufer 35 gemietet und am 14. April 1883 eingeweiht. Genau elf Jahre später war das jetzige Gemeindehaus fertig; als Vorbild dieses Neubaus diente die sich in Bristol/England befindliche Bethesda-Kapelle des bekannten Waisenhausvaters Georg Müller.

 

Im September 1905 konnte in diesen Räumen mit einer Bibelschule begonnen werden; ihre besondere Aufgabe galt der geistlichen Zurüstung von Missionaren aus Ost- und Südosteuropa. Vierzehn Jahre später wurde diese Bibelschule nach Wiedenest bei Gummersbach verlegt; die engen Beziehungen zwischen ihr und Schöneberg haben sich dennoch erhalten.

 

Im Jahre 1937 kam es zur Vereinigung der "Offenen Brüder" mit der gerade verbotenen "Christlichen Versammlung" zum "Bund freikirchlicher Christen" (BFC). Vier Jahre später schloß sich der BFC mit der Baptistengemeinde zum "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden" zusammen. Baptisten und Brüdergemeinden bewahren aber weiterhin eine eigenständige Identität. Nach Kriegszerstörung wurde das Gemeindehaus 1948 abermals eingeweiht. Jetziger Pastor ist Jürgen Nothnagel.

 

Bill Yoder

Berlin, den 10. April 1983

 

Erschienen am 11.4.1983 im Evangelischen Pressedienst, Landesdienst Berlin, 325 Wörter

 

Anmerkungen von Januar 2022: Ernst Schrupp lebte von 1915 bis 2005. Toni von Blücher (1836-1906) arbeitete mit den „bahnbrechenden“ Rußlandmissionaren Friedrich Wilhelm Baedeker und Lord Radstock zusammen. Georg Müller in Bristol lebte von 1805 bis 1898. Noch 2019 lebte Pastor Jürgen Nothnagel im Ruhestand in Lübeck.

 

Seit 2009 firmiert die einstige „Bibelschule Wiedenest“ unter dem Namen „Forum Wiedenest e.V.“.