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Jahreskonferenz der Europäischen Allianz erstmals in Polen

Aufwind für die Polnische Allian

 

W a r s c h a u - Mit einem Gottesdienst in Warschau am 15. Oktober erlebte die Europäische Evangelische Allianz (EEA) den Auftakt zu ihrer diesjährigen Jahreskonferenz. Erstmals haben sieben Warschauer Gemeinden ihren Sonntagsgottesdienst ausfallen lassen, um einen gemeinsamen Gottesdienst zu feiern. Nach Angaben von Wladyslaw Dwulat (Warschau), Generalsekretär der Polnischen Allianz, seien 1.300 von Warschaus 2.000 Evangelikalen zu diesem Gottesdienst erschienen. Überhaupt brachte die Jahreskonferenz 150 Teilnehmer aus 38 Ländern zusammen, die sich von Kirgisistan und Fernost bis Britisch Kolumbien erstreckten. Hauptreferent war Dr. Ajith Fernando (Colombo), Direktor von Jugend für Christus in Sri Lanka.

 

In der Abschlußveranstaltung am 20. Oktober riefen polnische Teilnehmer das „Jahr der Evangelischen“ aus. Zu den für die nächsten 12 Monate anvisierten Aktivitäten zählen eine Evangelisation im kommenden November mit Andrew Palau, Schulungen des „Walk Through the Bible“-Programms, ein Forum zur Gemeindegründung und eine Gebetsinitiative. Das „Projectpoland.org“ hat u.a. das Ziel, innerhalb von sieben Jahren jede polnische Wohnung mit einem Informationspaket zu Glaubensfragen auszustatten. Das Logo „Evangelische gemeinsam“ soll im kommenden Jahr der evangelikalen Bewegung zu einer gemeinsamen Corporate Identity verhelfen.

 

Zwischen diesen beiden Terminen lag der erstmalige Besuch eines hochrangigen EU-Vertreters bei einer EEA-Jahreskonferenz. In ihrem Vortrag am 17. Oktober warb die katholische Ökonomin und polnische EU-Kommissionarin Professorin Danuta Hübner für die Mitarbeit von Protestanten in EU-Gremien.

 

Mit Informationen über Repressalien gegen die charismatische „Neues Leben“-Gemeinde in Minsk/Belarus schafften es Vertreter der EEA in die polnischen Abendnachrichten.

 

EEA-Generalsekretär Gordon Showell-Rogers (London) versicherte: “Das Abhalten dieser Konferenz in Polen hat unseren polnischen Geschwistern einen richtigen Aufwind gegeben. Unser Kommen hat neue Entwicklungen ermöglicht; wir haben das Interesse an evangelischen Gemeinden gesteigert.“ Nur rund 40.000 Polen in einem Land von 40 Millionen verstehen sich als „evangelikal“ im deutschen Sinne.

 

Das im Jahr 2000 gegründete Polnische Evangelische Allianz ist staatlich registriert, hat eine feste Liste zahlender Mitglieder, einen etablierten Vorstand und ein Büro mit einer Sekretärin als Halbtagskraft. Auf alle diese Errungenschaften wartet die in Moskau beheimatete Russische Evangelische Allianz. Doch im Gegensatz zu Rußland leidet die Polnische Allianz unter dem Umstand, daß zu ihren 24 Mitgliedern (rund 11 von ihnen sind Kirchen) noch keine der historischen christlichen Kirchen gehört. Dies läßt sich teilweise darauf zurückführen, daß der 1946 gegründete „Polnische Ökumenische Rat“ weiterhin funktioniert. Im Gegensatz zu den Baptisten in fast allen anderen osteuropäischen Staaten sind die polnischen Baptisten dank der Mitgliedschaft des Polnischen Rates weiterhin am Genfer Weltrat der Kirchen beteiligt. Doch Wladyslaw Dwulat, Pastor der nichtcharismatischen “Gemeinschaft christlicher Kirchen” mit 42 Ortsgemeinden, versichert: „Bei der Allianz-Jahresversammlung im kommenden Mai werden die Baptisten beitreten.“ Diese Allianz rechnet mit einer verstärkten Zusammenarbeit von Reformierten und Lutheranern.

 

Die Ukraine, obwohl sie in Warschau vertreten war, will auf die Gründung einer Allianz warten, bis die dortige Union der Baptisten ihre Mitarbeit zusagt. In Osteuropa sträuben sich Baptistenbünde dagegen, gemeinsam mit Pfingstlern und Charismatikern in kirchlichen Gremien zusammenzuarbeiten.

 

Doch Generalsekretär Showell-Rogers betont: „Wir sind bemüht, inklusiver zu werden. Wir sind offen für alle evangeliumsorientierte Menschen.“ Die Allianz will er nicht auf sich evangelikal nennende Kreise beschränken – zumal diese Wortschöpfung in vielen Sprachen nicht vorhanden ist. Der Generalsekretär will die EEA-Präsenz am Brüsseler Sitz der EU ausbauen. Erstmals gehört eine Frau zum Exekutivkomitee der Europäischen Allianz: die junge Estin Triin Rait.

 

Angesichts des Gelingens dieser Konferenz möchte Gastgeber Wladyslaw Dwulat nicht ausschließen, daß auch die EEA-Jahreskonferenz für 2007 in Polen stattfindet. Die Bedeutung der diesjährigen Konferenz wurde dadurch verstärkt, daß sie erstmals mit der Generalversammlung der „European Evangelical Missions Alliance“ (EEMA) voll integriert war.

 

Dr. William Yoder

Berlin, den 22.10.2006

 

Aufsatz im Auftrage der Russischen Evangelischen Allianz, 568 Wörter