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Langjähriger Leiter der nichtregistrierten Baptisten tot

Gennadi Krjutschkow verstorben

 

M o s k a u -- Gennadi Konstantinowitsch Krjutschkow, seit 1965 Präsident der heute unter dem Namen “Internationaler Rat der Kirchen der Evangeliumschristen-Baptisten” bekannten Kirche, ist am 15 Juli 2007 in Tula verstorben. Im Oktober wäre er 81 geworden; seit anderthalb Jahren litt er an Herzbeschwerden.

 

Gennadi Krjutschkows Leben und Dienst waren mit der Kirche, die am besten unter dem Namen “Rat der Kirchen der Evangeliumschristen-Baptisten“ oder „Initativniki” bekannt ist, eng verknüpft. Vor allem wegen Meinungsverschiedenheiten bezüglich der richtigen Reaktion auf staatliche Repressalien, trennte sich seine Gruppierung vom „All-Unionsrat der Evangeliumschristen-Baptisten“ im August 1961. Sie erreichte eine Spitzenmitgliedschaft von bis zu 155.000 im Jahre 1966. Heute, nach größeren Emigrationswellen, befinden sich wahrscheinlich nicht mehr als 20.000 ihrer Mitglieder in Rußland. Ein Mittelpunkt ihrer heutigen Tätigkeit ist die wiederhergestellte Kirche in Tula, die sich 200 km südlich von Moskau befindet. Im Oktober 2005 fand dort eine Hauptkonferenz dieser Kirche statt. Diese Denomination bleibt weiterhin dem Prinzip der staatlichen Nichteinmischung verpflichtet – wie ebenfalls der kirchlichen Nichtbeteiligung an staatlichen Angelegenheiten. Aus dem Grunde bleiben diese Gemeinden bis heute unregistriert – sie sind aus juristischer Sicht weiterhin eine „Untergrundkirche“.

 

Die ersten beiden Leiter der Kirche der Initiativniki waren A.F. Prokofew and Boris Sdorowez. Beide wurden schnell verurteilt und mußten 1962 durch das Paar Gennadi Krjustschkov und Georgi Wins ersetzt werden. Aufgrund breiter, westlicher Berichterstattung war Wins wohl besser bekannt. Verhaftet im Jahr 1966 und nochmals 1974, Wins wurde 1979 in die USA abgeschoben. Dort blieb er weiterhin den Belangen der Initiativniki treu bis zu seinem Tode 70-jährig im Jahre 1998.

 

Dem menschlichen Leiden war auch Pastor Krjustschkow bekannt. Seit gläubiger Vater wanderte 1931 für fünf Jahre ins Arbeitslager als Gennadi nur vier Jahre alt war. Mit 17 Jahren 1943 in die Rote Armee eingezogen; wurde er erst 1951 entlassen.

 

Nach einer öffentlichen Protestdemonstration der nichtregistrierten Baptisten – einschließlich Vins und Krjutschkow - am Kreml im Jahr 1966, wurden beide verurteilt. Krjutschkow wurde entlassen 1969. Doch angesichts der drohenden Gefahr erneuter Verhaftung begab er sich im drauffolgenden Jahr in den Untergrund. Für die nächsten zwei Jahrzehnte befand sich dieser neunfache Vater auf der Flucht vor einem Staat, der sich seiner habhaft werden wollte.

 

Einiges ist passiert in den letzten Jahren um die Wunden zu heilen, die im Zuge der Aufspaltungen in den 60er Jahre geschlagen worden sind. Pastor Walentin Wasilizhenko (Moskau), Sekretär des „Öffentlichen Rats“, einer Dachorganisation, die sich dem Dialog mit allen Gruppierungen der russischen Baptisten widmet, berichtet, daß er sich häufig mit Pastor Krjutschkow unterhielt. Sein „Internationaler Rat“ genoß Beobachterstatus beim „Öffentlichen Rat“.

 

In einem Beileidsbrief schreibt Juri Sipko (Moskau), Präsident der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten”: „Gennadi Konstantinowitsch hat sein ganzes Leben dem Dienst für Gott gewidmet. In seinem Leben hatte er mit nicht wenigen Prüfungen zu tun, doch er überwand sie mit Ehre, Würde und einem tiefen Glauben. Er blieb Christus und seiner Kirche treu. Die Brüderschaft der Evangeliumschristen-Baptisten hat einen würdigen Bruder, einen ergebenen Diener, einen gesegneten Leiter und liebvollen Familienvater verloren. Heute betrauern wir alle seinen Heimgang.“

 

Am Samstag, dem 21. Juli, wird Gennadi Krjutschkow in Tula zu Grabe getragen.

 

Die RUECB ist rechtliche Nachfolgerin des All-Unionrats der Evangeliumschristen-Baptisten der Sowjetära. Heute vertritt sie rund 75.000 erwachsene Mitglieder in 1.300 Ortsgemeinden und Gruppen.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 17. Juli 2007

 

Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-22, 525 Wörter

 

Anmerkung von März 2021: Dieser Aufsatz überzeichnet wohl den Grad der Aussöhnung zwischen den beiden baptistischen Bünden im Jahre 2007. Juri Sipko hatte nachgefragt, ob seine RUECB an der Trauerfeier in Tula am 21. Juli teilnehmen dürfte. Die Bitte wurde negativ beschieden. Sehen Sie ebenfalls unseren Aufsatz vom 31. August 2011 unter demselben RU-Baptisten-Kopf.