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Die „Christliche Soldatenunion Rußlands“ erleidet Rückschläge

Im rechtlichen Niemandsland aktiv

 

M o s k a u - Der Baptist Oleg Askalenok (Moskau), Präsident der „Christlichen Soldatenunion Rußlands“ berichtete am 12. Juli, daß ein Aufsatz vom 19. April 2007 in der Zeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums, „Roter Stern“, schwerwiegende Folgen gehabt hat. Der Artikel unter der Überschrift „Mission nicht erfüllt?“ berichtete äußerst negativ über die Soldatenunion und die pensionierten Offiziere aus dem Westen, die schon bei ihr zu Gast waren. Askelenok beklagt, daß er selbst je nach Bedarf als Mitarbeiter vom US-amerikanischen, deutschen, südkoreanischen oder kanadischen Geheimdienst verunglimpft werde. Er erzählt: „Seit diesem Aufsatz sind praktisch alle Türen für unsere Mission verschlossen. Oftmals bleibt uns nur noch übrig, zu beten und unsere Zeitschrift an die Soldaten auf den Bahnhöfen zu verteilen.“

 

Dennoch bezeugt Askalenok, selbst ein ehemaliger Offizier, seinen anhaltenden, guten Willen gegenüber staatlichen Stellen. „Wir sind bereit, Truppenteile aufzusuchen und zu tun, was wir können, um Laster wie Trunksucht und Hazing (die Mißhandlung neuer Rekruten) zu überwinden. Wir sind bereit, mit den schwersten menschlichen Fällen zu arbeiten.“ In einem früheren Gespräch mit dem christlichen Sender „Radio Teos“ hatte er versichert: „Wir haben die Erfahrung. Unsere Soldatenunion befaßt sich mit den härtesten Fällen – und wir können auf positive Ergebnisse hinweisen.“

 

Doch gleich nach solchen Angeboten werde er von Offizieren gefragt: „Und haben Sie den Segen des orthodoxen Priesters eingeholt? Haben Sie eine Abmachung mit dem Verteidigungsministerium?“ Tatsächlich verfügt nur die Russische Orthodoxe Kirche über ein derartiges Abkommen – auf dem militärischen Sektor bewegen sich alle anderen Konfessionen in einem rechtlichen Niemandsland. Tatsächlich wurden auch muslimische und jüdische Geistliche zu einer Konferenz der Militärgeistlichen in Nowgorod Ende Juni eingeladen. Doch Askelenok fügt hinzu, daß nur Orthodoxe das recht haben, militärische Einheiten, Fahnen und ihre Technik zu weihen. Im Anbetracht der vermeintlichen, weltanschaulichen Neutralität des Staats fragt er: „Wie sollten sich Muslime und Protestanten bei orthodoxem Militärgut verhalten? Wir sehen die Armee in derartigen Fällen einfach als orthodox an.“

 

Wegen der fehlenden Abkommen sind die Mitarbeiter der Christlichen Soldatenunion auf das Wohlwollen der jeweils zuständigen Offiziere angewiesen. Abgesehen von zufälligen Bekanntschaften mit Offizieren, die etwa bei Bahnfahrten entstehen, muß Askelenok immer wieder seine alten Beziehungen aus den eigenen Soldatentagen spielen lassen, um in die Kasernen zu gelangen.

 

Obwohl die Mission nur drei vollamtliche Mitarbeiter in Moskau hat, hat sie bis zu 500 Helfern auch in sehr entlegenen Baptistengemeinden. Die Helfer besuchen Kasernen in ihrer Nähe und bemühen sich, Soldaten beizustehen.

 

Doch nicht nur bei der Orthodoxie - auch in den eigenen Reihen ist der protestantische Dienst unter Soldaten umstritten. Jakow Zhidkow, ein leitender Vertreter des alten All-Unionrats der Baptisten, hatte bereits im Zweiten Weltkrieg zwei gefallene Söhne zu beklagen. Aber pazifistische Überzeugungen halten sich in Teilen der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ (RUECB) aufrecht.

 

Die Fragen eines Armeeoffiziers beantwortete Juri Sipko (Moskau), Präsident der RUECB, auf der Webseite der Kirche am 13. Juli. Mit einem Hinweis auf das allgemeine Priestertum ordnete der Präsident den Waffendienst und das Leisten eines Eides als Fragen ein, die dem Gewissen des einzelnen Gläubigen überlassen werden müssen. Er fügte hinzu: „Wir haben Gemeindeglieder, die sich gar nicht vorstellen könnten, die Waffe auf einen anderen Menschen zu richten. Wir achten diese Überzeugung. Das tut der Staat auch, denn er hat den Ersatzdienst gesetzlich verankert. Aber es gibt auch Soldaten und Offiziere in unseren Gemeinden, die ihr Leben dem Schutz des Vaterlandes gewidmet haben. Leider bleibt die Armee den Bediensteten unseres Bundes verschlossen. Ich bin zuversichtlich, es werden sich noch Möglichkeiten ergeben für unsere Mitarbeiter, jungen, christlichen Soldaten an kritischen Zeitpunkten in ihrem Leben zu richtigen Entscheidungen zu verhelfen.“

 

In diesem Jahr feiert die Christliche Soldatenunion Rußlands den 10. Jahrestag ihrer staatlichen Zulassung.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 18. Juli 2007

 

Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-23, 592 Wörter