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Baptisten und Orthodoxe suchen das Gespräch

Kein Durchbruch – doch ein guter Anfang

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Baptistische Delegation sucht eines der am meisten orthodoxen Gebiete Rußlands auf

 

M o s k a u -- Ioann, der junge Erzbischof von Belgorod und Stary Oskol, hat am 16. November in seiner Residenz einer baptistischen Delegation einen würdevollen Empfang bereitet. Die Stadtverwaltung hat ebenfalls die von Moskauern geführte Delegation empfangen. Das ist erstaunlich angesichts der Tatsache, daß am Gebiet Belgorod der Geruch orthodoxer Militanz haftet. Erst vor wenigen Wochen am 25. September berichtete der norwegische Informations­dienst „Forum 18“, die in Belgorod zuständigen Behörden hätten „keinerlei Absicht, den Pflichtunterricht im Fach orthodoxer Kultur für 140.000 Schüler einzustellen. Belgorod ist eins der russischen Gebiete, das sich am meisten exponiert hat beim Versuch, auf Geheiß der Russischen Orthodoxen Kirche das Fach Grundlagen der orthodoxen Kultur voranzutreiben.“ Vor sechs Jahren hat die Belgoroder Stadtduma ein Gesetz beschlossen, das öffentliche, nicht-orthodoxe, religiöse Veranstaltungen, bei denen Minderjährige anwesend sind, verbot. Das Gesetz machte es ferner für nicht-orthodoxe Gemeinschaften nahezu unmöglich, Räumlich­keiten zu mieten. Im Jahr 2002 wurde einer römisch-katholischen Gemeinde die Registrierung untersagt. Höhere Gerechte und Parlamente haben im Nachhinein manche Bestimmungen wieder rückgängig gemacht.

 

Diese Region, die während es II. Weltkrieges stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist, galt lange als Teil des „roten Gürtels“, in dem die kommunistische Überzeugung besonders vehement vertreten wurde. In jüngster Zeit hat ihre geographische Lage an der Grenze zur Ukraine Ängste geschürt, das Gebiet könne mit missionarischen Aktivitäten von jenseits der Grenze, wo die religiöse Toleranz bereits große Fortschritte erzielt hat, überzogen werden.

 

Delegationsleiter Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten in Moskau, berichtet, daß Beziehungen der örtlichen Baptisten zur orthodoxen Kirche und zur Stadtverwaltung seit fünf Jahren praktisch nichtexistent waren. „Darum sind wir für den schlechten Stand der protestantisch-orthodoxen Beziehungen in Belgorod mitverantwortlich. Wir müssen uns aktiv um solche Kontakte bemühen und die Vertreter von Kirche und Staat persönlich kennenlernen. Wir müssen es lernen, gute Gäste und Gastgeber zu sein.“ Wlasenko fügt hinzu, daß bisher keine nennens­werte interkonfessionelle Arbeit – ob mit oder ohne die Orthodoxie – dort entstanden sei. Doch die krassen sozialen Mißstände in der Gesellschaft sowie die generelle islamistische Heraus­forderung verlangten ein viel engeres Zusammenwirken aller christlichen Denominationen. Der Abteilungsleiter fährt fort: “Ohne den Segen der Russischen Orthodoxen Kirche geht im Gebiet Belgorod sehr wenig. Der Erzbischof Ioann hat großen Einfluß. Er ist eine Schlüsselfigur und genießt staatliche Achtung. Ich kann unser Gespräch nicht als Durchbruch bezeichnen, aber es war eine fruchtbare Begegnung und wir haben einen guten Anfang gemacht. Wir Baptisten müssen uns nun sehr bemühen, diese Beziehung auszubauen.“

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 22. November 2007

 

Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-49, 400 Wörter