· 

Deutsche und Russische Baptisten möchten reden

Spontaneität für die einen, Planung für die anderen

---------------------------------------------------------------------------

Der russische RUECB zu Besuch beim deutschen BEFG

 

B e r l i n – Beim Besuch der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ (RUECB) bei den Deutschen Baptisten im „Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemein­den“ (BEFG) in Elstal bei Berlin am 3. Dezember wurde eine Feststellung wiederholt: Deutsche und Russen verfügen über verschiedene Stärken. Russen denken eher kurzfristig: Sie legen Wert auf Spontaneität, Improvisation und Kreativität. Das steht den Wünschen der Deutschen nach Planung, Abspra­che und Strukturen entgegen. Ein Beispiel. das genannt wurde, war die erfolgreiche transkontinentale Fahrradtour der Russen von Deutschland nach Wladiwostok 2007

 

Besonders ergiebig war das Gespräch in Elstal über Strukturen. Der BEFG hat den Über- und Durchblick: Es besteht z.B. ein gesamtes Jahresbudget für die Aktivitäten des Bundes. Der finanzielle Plan einer Abteilung, z.B. Jugend oder Mission, ist ein Teil des Gesamtbudgets und bedarf des Segens der gesamten Union. So lassen sich Prioritäten setzen. In Rußland würde dies bedeuten, daß nicht jede Abteilung auf die Einkünfte angewiesen wäre, die sie selber zusammentreiben kann. Ihre Größe würde nicht von auswärtigen, finanziellen Instanzen bestimmt werden. Notwendige aber finanziell schwache Abteilungen würden Gelder von der Unionszentrale erhalten.

 

In Elstal meinte Witali Wlasenko (Moskau), Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der RUECB: „Wir müssen unseren Pastoren und Gemeinden besser verdeutlichen, wozu eine nationale Union notwendig ist.“ Darauf antwortete Regina Claas (Elstal), Generalsekretärin des deutschen Bundes: „Wir machen das, was die Gemeinden alleine nicht machen können.“ Das sind u.a. ein zentralgesteuertes Bildungsprogramm sowie internationale, staatliche und zwischenkirchliche Beziehungen. Ein Vertrauensrat fungiert als Seelsorger für die Pastoren; er bietet den Pastoren Rat und Beistand bei Konflikten zwischen ihm und seiner Gemeinde. Jugend­arbeit gibt es in Deutschland auf drei Ebenen: Gemeinde – Region – Union.

 

Pastor Wlasenko betonte wiederholt, daß sich russische Baptisten eine Identität zulegen müssen, die den Erfordernissen der heutigen Gesellschaft gewachsen ist. Er meinte, die theologische Ausbildung seines Bundes könnte entscheidend zur Schaffung einer neuen, gemeinsamen baptistischen Identität beitragen. Pastorin Claas betonte, auf dem Gebiet der theologischen Ausbildung sei der deutsche Bund bereit, seine bisherige Unterstützung fortzusetzen.

 

RUECB-Präsident Juri Sipko machte den letzten Besuch beim BEFG vor zwei Jahren. Allerdings war der BEFG damals nicht der offizielle Gastgeber - Pastor Sipko hielt sich auf Einladung von Aussiedlergemeinden in Deutschland auf. Zweites Mitglied der jetzigen Delegation war Dr. William Yoder von der RUECB-Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen.

 

Am 4. Dezember besuchte die zweiköpfige Delegation das Kirchliche Außenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover. Ihr Gesprächspartner war der russischsprechende Oberkirchenrat Michael Hübner, Referent für Mittel- und Osteuropa. Seit 1952 befindet sich dieser aus 23 lutherischen, unierten und reformierten Kirchen bestehender Kirchenbund im kontinuierlichen Dialog mit dem Moskauer Patriarchat. Theologie, Gesellschaft, Versöhnung und Diakonie zählen zu den üblichen Themen. Die russischen Baptisten sind einem fruchtbaren Dialog mit der russischen Orthodoxie interessiert und deshalb könnte der Gedankenaustausch mit der EKD von großem Nutzen sein.

 

OKR Hübner machte unerwartet das Angebot, russischen Baptisten ein deutsches Studium – oder eine Fortbildung - in Theologie oder Diakonie zu ermöglichen. Über­haupt verfügen die deutschen Kirchen über breite, vielfältige Erfahrungen mit der Diakonie. Im Gebiet Kaliningrad haben die deutschen Lutheraner Freiwillige für die häusliche Pflege von Altgewordenen ausgebildet – ein Dienst, der auch für Baptisten von Interesse ist.

 

Michael Hübner hat einen Gegenbesuch in Moskau angekündigt. Zum Besuch in Deutschland meinte Witali Wlasenko resümierend: „Diese Besuche sind ein Ausdruck unseres Wunsches, noch stärker mit europäischen Kirchen zusammenzuarbeiten.“

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 7. Dezember 2007

 

Eine Pressemeldung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-53, 535 Wörter