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Die Goßner-Mission nimmt von einem altgedienten Direktor Abschied

Urne von Hans Lokies beigesetzt

 

Am 10. Dezember wurde die Urne des im Juni 1982 verstorbenen Altdirektors der Goßner-Mission, Hans Lokies, auf der Kreuzberger Grabstätte Johannes Goßners beigesetzt. In  einer Gedenkstunde im Goßner-Saal in Berlin-West am folgenden Nachmittag würdigten Freunde und Mitarbeiter den Verstorben. Der 1895 geborene Lokies, der in den Jahren 1927-1962 dieser Mission diente, wurde von ihnen als den „zweiten Goßner“ bezeichnet.

 

Dr. Christian Berg berichtete von Lokies Liebe zur Mission in Indien sowie in Deutschland. Die Anwesenheit einer stattlichen Zahl von Indern zeugte von der Lebendigkeit der autonomen Goßner-Kirche in jenem Lande. Berg merkte an, es seien gerade die Nazis gewesen, die „uns auf die Missionsaufgaben vor unserer Tür hinwiesen“. In  diesem Sinne seien die Bemühungen des Verstorbenen um den katechetischen Dienst zu verstehen.

 

Altbischof Kurt Scharf berichtete von Lokies Verdienste um die Bekennende Kirche. Nach Scharf waren zuerst Lokies und Otto Dibelius die Gesamtverantwortung für das östliche Besatzungsgeblet der Alt-Preußischen Union zugedacht.

 

Obwohl er nie „ein Mann von Verwaltung und Finanzen“ gewesen sei„ nannte ihn Fritz Weissinger einen Mann des Vertrauens, der Prophetie und der Innovation. Lokies machte „nie von der Macht seines Amtes Gebrauch“ und ließ trotz Meinungsverschiedenheiten die Goßner-Arbeit in Mainz-Kastel stets gewähren.

 

Bruno Schottstädt, bis 1980 Leiter der Goßner-Mission in der DDR und seit jüngsten Datums Gemeindepfarrer in Berlin-Marzahn, schilderte wie Lokies ihn als 26-Jährigen 1953 die Leitung der DDR-Arbeit übertrug. Noch lange vor der unentbehrlichen Notwendigkeit eines solchen Schrittes, durfte sich ein Jahr später die DDR-Mission verselbständigen. Schottstädt berichtete von seiner Verwunderung darüber, daß Lokies, obwohl er für sich nur einen  Beraterstatus ohne Stimmrecht innerhalb des DDR-Konsistoriums beanspruchte, er ihm eine stimmberechtigte Vollmitgliedschaft im bundesrepublikanischen Konsistorium der Mission einräumte.

 

Wiederholt wurden die künstlerischen Fähigkeiten von Hans Lokies hervorgehoben. Ein bewegendes Gedicht über den sinnlosen Soldatentod seines Sohnes wurde vorgelesen.

 

Bill Yoder

Berlin, den 10. Dezember 1982

 

Erschienen am 13. Dezember im Evangelischen Pressedienst, Landesdienst Berlin, 293 Wörter

 

Anmerkungen von Januar 2022: Pfarrer Christian Berg (1908-1990) war ein Mitbegründer von „Brot für die Welt“ und der Arbeitsgemeinschaft „Dienste in Übersee“. Pfarrer Bruno Schottstädt (1927-2000) war ein Begründer der Goßner-Mission in der DDR. Kurt Scharf (1902-1990) war (West) Bischof der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg von 1966 bis 1976.