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Berliner Allianz-Gebetswoche ging zu Ende

Reinhold George: Der Teufel kommt immer "mit Bibelsprüchen im Mund"

 

Mit Gottesdiensten zur eschatologischen Frage ging am 16. Januar 1983 die diesjährige Berliner Allianz-Gebetswoche zu Ende. In einem Gottesdienst in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Schöneberg sagte Superintendent i.R. Reinhold George, daß die äußerliche Trübsal der Endzeit noch erträglich sein wird, was aber "innerlich kommt, ist noch schlimmer, nämlich die falschen Propheten" . Dumm ist der Teufel nicht, denn "er kommt immer mit Bibelsprüchen im Mund". Auf die Nachricht über die Entstehung eines Bundes von deutschen Homosexuellen unter den "sogenannten Evangelikalen" hatte er mit den Worten reagiert: "Ich dachte, mich tritt ein Pferd." "Wo kommen wir denn hin", fragte George, "wenn wir unsere Ethik so meilenweit von der Heiligen Schrift entfernen?" Solche Menschen bedürfen vor allem des Gebets und der ärztlichen Betreuung.

 

Über die neue Zweckbestimmung der Nikolaikirche in Ost-Berlin sagte der ehemalige Schöneberger Superintendent: "Man müßte sein Haupt vor Scham verhüllen, daß die Mutterkirche Berlins verschleudert, vertan, verkauft und wegegeben wird. Und in Berlin schweigt man, das ist das Schlimme." Aber auch eine zum Zirkus gemachte Kirche wäre nicht so schlimm wie eine, in der die Irrlehre verkündet wird.

 

In einer Predigt am Donnerstag, 13. Januar, im Haus des Christlichen Vereins Junger Menschen über "Die Gemeinde in Freiheit und Verfolgung" vertrat George die Ansicht, die Zerstörung der Kirche beginne immer von innen: "Mord an der Kirche gibt es gar nicht, sondern der Tod der Gemeinde ist immer Selbstmord." Er fügte hinzu: "Eine Kirche, die nicht mehr verfluchen kann, kann auch nicht segnen." Heute habe die Kirche die Anarchie, den Unglauben, und die "Verfälschung und Verwässerung des Glaubens" zu verfluchen.

 

Am Mittwoch, 12. Januar, sprach in Lichterfelde vor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Erwin Schellong, Pastor der Landeskirchlichen Gemeinschaft, über "Staat und Gesellschaft". Der Christ habe das politische Leben unter dem Vorzeichen der Wanderschaft zu betrachten, denn er ist ja "ein Wanderer zwischen zwei Welten unterwegs zu Gott". Den Staat soll man ehren und ihm untertan sein, denn Gott habe ihn "uns als Schutzhilfe für die Wanderschaft mitgegeben": Ohne jede staatliche Autorität sei es ja "unmöglich, mit dem Evangelium zu wirken. Es gelte dennoch festzuhalten, daß "der Staat Böses zurückdrängen kann, aber niemals beseitigen. Das vermag allein Gottes Wort."

 

Nach Luther, so Schellong , sei "selbst ein unerfreulicher Staat für den Menschen gut"; ein Widerstandsrecht sei dennoch nicht auszuschließen, denn "der gefährdeste Ort heutzutage ist der Mutterleib".

 

Bill Yoder

Berlin, den 17. Januar 1983

 

Erschienen im Evangelischen Pressedienst, Landesdienst Berlin, am 17. Januar 1983, 384 Wörter