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Ratstagung der Vereinigung Berlin-West des Bundes Ev.--Freikirchlicher Gemeinden

Vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber der Person des Heiligen Geistes

 

Die Ansicht, daß kirchliche Gespräch über die Friedens- und Umweltproblematik bedeute nur eine Übernahme des gesellschaftlichen Zeitgeistes, hat der Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Günter Hitzemann (Berlin), zurückgewiesen . Im Rahmen der Ratstagung der Vereinigung Berlin-West erklärte er am Sonnabend, 23. April: "Wer sagt, wir können das alles beiseite tun, der lebt nicht richtig." Von anderen Delegierten im Gemeindehaus Mariendorf wurde beklagt, daß der kirchliche Beitrag zur Friedensfrage nichts Neues gebracht habe, darum müsse man sich um die Schaffung eines spezifisch christlichen Beitrages bemühen.

 

Die Ratstagung stand unter dem Motto "Gottesdienst im Alltag". Pastor Günter Funke wies darauf hin, es werde im Gottesdienst oft Antwort auf Fragen gegeben, die gar nicht gestellt worden seien. Statt auf die Umwelt einzugehen, seien Pastoren oftmals nur gleichgeschaltete Reflektoren dieser Umwelt. Antworten seien jedoch nur zu bekommen, wenn jemand an den Problemen der Welt mitleide.

 

Funke vertrat die Meinung, daß der Bund der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden "von unten nach oben organisiert" sei. Daher wäre es äußerst schwierig, eine vielfach geforderte Stellungnahme zur Friedensthematik zustandezubringen. Schon etwa im ökumenischen Bereich verlangten die einen mehr Beziehungen, die anderen weniger. Wörtlich sagte Funke: "Solange wir allgemein bleiben, kommen wir klar."

 

Die stagnierenden Wachstumsraten des 68.000 Mitglieder-Bundes wurden im wesentlichen auf den noch nicht abgeschlossenen Prozeß einer Abwanderung in andere vorwiegend charismatische bekenntnisverwandte Gruppen zurückgeführt. Um dem Abwanderungswillen Einhalt zu gebieten, plädierte Funke für "vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber der Person des Heiligen Geistes".

 

Die Ratstagung des gesamtes Bundes - sein höchstes Entscheidungsgremium - wird vom 12. bis 14. Mai 1983 in Mannheim stattfinden. Auf der Berliner Tagung wurde der Berliner Vereinigungsvorsitzende und Vizepräsident des Bundes, Wolfgang Lorenz, in die Bundesleitung wiedergewählt.

 

William Yoder,

Berlin, den 24. April 1983

 

Diese Fassung ist erschienen im Evangelischen Pressedienst, Landesdienst Berlin, am 25. April 1983, 271 Wörter.

 

Anmerkung von Dezember 2021: Von den drei genannten Baptisten lebt nur noch Wolfgang Lorenz.