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Baptistische Lehrerkonferenz in Elstal

Die Balance finden


In seinem Referat vor Theologiedozenten aus rund 20 europäischen Staaten in Elstal am 28. Juni wandte sich der Systematiker Dr. Uwe Swarat (Elstal)gegen das für Baptisten typische rein symbolische, antisakramentale Verständnis von Abendmahl. Als Plattform diente das zweijährliche Treffen einer Lehrerkonferenz, der "European Baptist Theological Teachers' Conference" (EBTTC). Dabei vertritt Dr. Swarat die Auffassung, dass sich der Baptismus anstelle des antisakramentalen Verständnisses von Huldrich Zwingli lieber an das sakramentale Verständnis von Johannes Calvin halten sollte. Für Swarat tritt im antisakramentalen Verständnis Gott als Handelnder zu stark in den Hintergrund; der Mensch dabei zu sehr in den Vordergrund.

Swarat und der Elstaler Neutestamentler Dr. André Heinze, der ein Referat zur Taufe hielt, traten für eine Balance zwischen dem agierenden Handeln Gottes einerseits und dem reagierenden Handeln des Menschen andererseits ein. Auf das aktive Handeln des austeilenden Christus im Abendmahl reagiere der Mensch mit einem "aktiven Empfangen". Dabei wurde der englische Theologe George Beasley-Murray zitiert:: Die Taufe sei ein "Ort des Rendezvous" zwischen Gott und Mensch.

Der Lehrerkonferenz ging ein Treffen des "Consortium of European Baptist Theological Schools" voraus. Während die bereits seit einem halben Jahrhundert bestehende Lehrerkonferenz den Gedankenaustausch zwischen Theologiedozenten fördert, möchte das erst zum zweiten Mal tagende Konsortium für verbindliche Absprachen und Programme unter den 24 Mitgliedseinrichtungen sorgen. Im Allgemeinen meinte Dr. Stefan Stiegler, Direktor des Theologischen Seminars in Elstal und Motor des Konsortiums, es genüge nicht, sich nur über das Wie von theologischer Ausbildung zu verständigen, auch das Was sei von wesentlicher Bedeutung. "Wir sollten auch mal über unser Gottesverständnis sprechen," meinte er auf der Konferenz. "Welches Bild von Gott prägt eigentlich unsere Theologie?"

Im Gespräch mit den versammelten Dozenten war viel über die Höhen und Tiefen der baptistischen Theologieausbildung in Europa zu erfahren. Daniel Maris (Bukarest) konnte berichten, dass die staatliche Universität in der rumänischen Hauptstadt neben einer katholischen und einer orthodoxen Fakultät auch über eine baptistische Fakultät mit mehr als 300 Studenten verfügt. In Russland jedoch versiegt der Zustrom von Theologiestudenten, die bereit sind, nach Abschluss ihres Studiums einen entbehrungsreichen Pastorendienst in einer russischen Kleinstadt auf sich zu nehmen. Dabei kommt hinzu, dass sich die Visabestimmungen für ausländische kirchliche Mitarbeiter in Russland im vergangenen Halbjahr sehr verschärft haben.

Weil im Juli 2005 die Baptistische Weltallianz (BWA) in Birmingham/England ihr 100-jähriges Bestehen feiert, wird die nächste EBTTC erst im Juli 2006 tagen.

 

Dr. William Yoder

Berlin, 5. Juli 2003

 

Verfaßt für den „Aufbruch“, Zeitschrift der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg, Hauptstr., 385 Wörter