· 

Die Russische Evangelische Allianz schenkt sich eine Satzung

Nationale Konferenz in Moskau

 

Seit dem 2. April 2004 verfügt die vor genau einem Jahr gegründete Russische Evangelische Allianz über eine offizielle Satzung. Verabschiedet wurde sie auf der zweiten, nationalen Konferenz der Allianz im Moskauer Stadtteil Niemtschinowka. Obwohl nur ein kleiner Kreis von Prominenten eingeladen worden war, versammelten sich 40 protestantische Kirchenvertreter aus allen größeren protestantischen Kirchen und Missionen zu diesem historischen Anlass.

 

Die Delegierung durch die Kirchen beginnt sich zu vervollständigen - die neue Satzung legt fest, dass neben Einrichtungen und Kirchen auch Einzelpersonen Mitglied der Allianz werden können. Sie hebt die Teilnahme an der jährlichen Gebetswoche hervor, ebenfalls das gemeinsame Gebet – und das nicht nur anlässlich der Gebetswoche.

 

Ausführlich diskutiert wurde auf der Konferenz zum Konzept sozial-diakonischer Aufgaben in den protestantischen Kirchen Russlands. Dabei trat die beeindruckende Vielfalt sozial-diakonischer Aktivitäten deutlich zu Tage. Gerade hierdurch möchten die knapp eine Million Protestanten Russlands Präsenz zeigen. Im Nachgespräch unterstrich Dr. Wladimir Rjagusow, Rektor des Moskauer Bibelinstituts der Baptisten und ehrenamtlicher Vorsitzender der Allianz, das alle protestantischen Kirchen zusammenstehen müssen, um dem Monopolanspruch der Orthodoxie widerstehen zu können. Mit Annäherungsversuchen sei nicht alles getan. Er meinte: „Die Medien haben dem sozialen Programm der Orthodoxie viel Aufmerksamkeit gewidmet. Deshalb erschien es so, als gäbe es in Russland keine andere christliche Kraft. Doch nun haben wir auch durch unsere Satzung einstimmig gesagt: ‚Ebenfalls wir können der Gesellschaft etwas Gutes tun – wir sind auch da.’“

 

Das gleichfalls hervorstechende gemeinsame Anliegen der Evangelisation soll in den kommenden Regionalkonferenzen zum Tragen kommen. Gerade erlebt die Stadt Nowosibirsk ihr Jahr der Bibel; zu diesem Anlass sind 55 Ortsgemeinden zusammengekom­men. In Samara und Izhewsk ist die Allianz besonders aktiv. In einem Gefängnis bei Krasnodar werden die jährlichen Gebetshefte der Allianz mit regem Interesse gelesen; in Nizhni Nowgorod wurden 500.000 Einladungen zum Jesus-Film verteilt. Rektor Rjagusow freut sich auch über das zu erwartende Echo auf den neuen Film Mel Gibsons zur Passion Jesu und versichert: „Wir wollen in die Kinos gehen und mit den Ungläubigen über diesen Film sprechen. Es ist auch in Russland schon viel Blut geflossen. Das ist eben unsere Geschichte.“

 

Zu den Referenten in Niemtschinowka zählten Gordon Showell-Rogers (London), Generalsekretär der Europäischen Evangelischen Allianz, und Pastor Ulrich Materne (Wittenberge), Referent der Deutschen Allianz für Russland. Zu den sozialen Themen sprachen die baptistischen Professoren Alexander Saitschenko, ein ehemaliger Wirtschaftsberater Gorbatschows, und Igor Podbereski, Mitglied der Akademie der Wissenschaften.

 

Vor allem aus finanziellen Gründen verfügt die Russische Allianz noch über keinen Generalsekretär. Demnächst soll eine Sekretärin als erste bezahlte Teilzeitkraft eingestellt werden.

 

Die ursprüngliche Russische Allianz war 1906 gegründet worden, hat wegen innerer Zerwürfnisse das darauffolgende Jahr jedoch nicht überlebt.

 

Dr. William Yoder
Moskau, den 5. April 2004

 

Veröffentlicht im Auftrag der Russischen Evangelischen Allianz, 423 Wörter.