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Erster „Evangelikaler Kongreß“ in Kaliningrad

In Kaliningrad erhält die Zusammenarbeit neuen Auftrieb

 

Im russischen Gebiet Kaliningrad (einst Königsberg/Ostpreußen) erhält das Anliegen zwischenkirchlicher Zusammenarbeit neuen Auftrieb. Vertreter aus 33 Baptisten-, Pfingst- und charismatischen Gemeinden fanden am 28.Mai zu einem „Evangelikalen Kongreß“ in der baptistischen „Friedenskirche“ im Osten der Stadt zusammen. Im Laufe von sieben Stunden ergriffen Vertreter von Gemeindeinitativen- und projekten, Gastredner aus Kernrußland sowie Staatsvertreter das Wort.

 

Eine auf der Veranstaltung verabschiedete Resolution betont die Bodenständigkeit evangelikaler und pfingstlerischer Gemeinden. Neben einer Erwähnung des freikirchlichen Vorgehens gegen jugendliche Verwahrlosung heißt es: „Wir wollen, daß sich unsere Jugend nicht nur der Glaubenshelden erinnert, sondern ebenfalls unserer Väter und Großväter, die im Großen Vaterländischen Krieg das Land beschützten.“ Die Absichtserklärung versichert ferner: „Wir werden uns bemühen, damit unsere Kirchen nicht nur gottesdienstliche Räume sind, sondern ebenfalls Stätten der Bildung und Kultur.“

 

Hauptträger dieses Kongresses waren die Gemeinden des offiziellen russischen Baptistenbundes sowie zwei pfingstlerische und ein charismatischer Gemeindebund. Stark begünstigt wurde dieses in Rußland seltene Zusammenwirken von Pfingst- und Baptistengemeinden durch eine Distanzierung. In einem öffentlichen Schreiben vom 10. Mai hatten diese Bünde Abstand von dem Königsberger Charismatiker Grigori Katznelson und seiner nun unter dem Namen „Moderne Orthodoxe Kirche – Arche“ firmierenden Gemeinde genommen. Diese von Wolfgang Wegert und seinem Hamburger Missionszentrum „Arche“ geförderte Gemeinschaft hatte ohne Absprache mit anderen Gemeinden Ende Mai den südkoreanischen Heilungsprediger Li Tscho Soka zum wiederholten Male zu Veranstal­tungen eingeladen. Durch diese Distanzierung hoffen die Gemeindebünde u.a., daß ihnen der Staat den gefährdeten Zugang zu öffentlichen Versammlungsräumlichkeiten nicht endgültig verwehrt.

 

Bei den ersten Anfängen einer Allianz-Bewegung im Königsberger Gebiet 2001 war die lutherische Propstei mit von der Partie. An diesem Neustart ist sie nicht mehr beteiligt; der Neustart versteht sich gegenwärtig auch nicht als Teil der russischen Allianz-Bewegung. Noch bleiben viele Ziele unformuliert. Der rußlanddeutsche Baptist Alex Breitkreuz (Oberirsen/Westerwald, ein Förderer dieses Kongresses, resümiert: „Wir haben uns aufs offene Meer begeben. Nun wird es darauf ankommen, die passendsten Städte anzusteuern.“

 

Die örtlichen Organisatoren dieses Kongresses waren die Baptisten Aleksei Dobytschin und Wadim Lugow, der Pfingstler Aleksandr Samonow (Tschernjachowsk/Insterburg) und Pastor Mihail Obrecht von der Gemeinde „Vollkommener Gnade“. Im Gebiet Königsberg leben rund 500 registrierte Baptisten; die Zahl der getauften Pfingstler und Charismatiker beläuft sich auf weniger als 1.500.

 

Dr. William Yoder

Königsberg/Kaliningrad – Berlin

30. Mai 2005

 

Für die Zeitschrift „Idea“ verfaßt, 360 Wörter