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Moskauer St.-Peter-und-Paul feierte 15 Jahre

Aus einem Stumpf wächst neues Leben empor

 

M o s k a u – Mit einem außergewöhnlich festlich durchgeführten Gottesdienst vor 250 Besuchern feierte die Moskauer St.-Peter-und-Paul-Gemeinde am 3. September das 15-jährige Jubiläum ihrer Neugründung. In seiner Predigt verglich Bischof Siegfried Springer (Moskau) das Ergebnis der äußerst traumatischen Geschichte der Gemeinde mit einem Baumstumpf. Das Oberhaupt der „Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Rußland“ (ELKER) versicherte: „Auch wenn der Baum durch widrige geschichtliche Umstände schwer geschädigt sei, so wächst durch Gottes Güte selbst aus einem Stumpf wieder neues Leben empor.“ Inzwischen sei aus dem Überrest ein ansehnlicher Baum mit Ästen und Zweigen geworden, der den Menschen „viel Platz für die unterschiedlichsten Lebensäußerungen und Entfaltungsmöglichkeiten bietet“. Wichtig sei für die Zukunft, so der Bischof, „daß die Gläubigen fest zusammenhalten und (...) verwurzelt bleiben in der Heiligen Schrift und im lebendigen Vertrauen auf Jesus Christus“. Im Jahre 1936 waren der damalige Pastor Alexander Streck samt dem Kirchengemeinderat verhaftet, verschleppt und umgebracht worden. Nach diesen traumatischen Erfahrungen und nach langen Jahrzehnten der Erniedrigung und Entrechtung konnte sich die Gemeinde 1991 wieder neu konstituieren und an ihrem angestammten Ort versammeln.

 

Die liturgische Gestaltung des denkwürdigen Gottesdienstes lag in den Händen der Gemeinde­pastoren Dmitri Lotow und Gottfried Spieth. Sie wurden assistiert von den Gastpastoren Alexander Raeder (Jaroslawl) und Harry Asikow (Tiflis). Der Chor der Ev.-Lutherischen Gemeinde Bayreuth-Altstadt unter Leitung von Eduard Hubert war angereist, um das Geschehen musikalisch zu umrahmen.

 

Die Peter-und-Paul-Gemeinde geht auf das Jahr 1626 zurück, die jetzige Kathedrale wurde 1905 eingeweiht. Nach Enteignung und Zweckentfremdung in den späten 30er Jahren gewann die Gemeinde vor 15 Jahren ihr angestammtes Gotteshaus zurück. Seither läuft der Prozeß der Restaurierung. Das Kirchenschiff ist im Innern bereits soweit hergerichtet, daß Gottesdienste in einem würdigen Rahmen stattfinden können. Die historische Sauer-Orgel, die aus der zerstörten Moskauer St.-Michaelis-Kirche gerettet und in die St.-Peter-und-Paul-Kirche überführt wurde, erklingt nach einer Generalüberholung mit besonderem Glanz.

 

Die Moskauer St.-Peter-und-Paul-Kathedrale beherbergt die gleichnamige Gemeinde und ist zugleich Sitz des Bischofs der ELKER. Diese umfaßt 170 Gemeinden und Gruppen und ist damit die größte Teilkirche der „Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rußland, der Ukraine, Kasachstan und Mittelasien“ (ELKRAS). Die ELKRAS wird geleitet von Erzbischof Dr. Edmund Ratz in St. Petersburg.

 

Dr. William Yoder und Gottfried Spieth

Berlin und Moskau, den 7. September 2006                                  

 

Eine Presseerklärung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Rußland (ELKER). Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 9, 350 Wörter.