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Russische Baptisten wollen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen

Spät – aber nicht zu spät

 

M o s k a u -- Sechszehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nimmt die Russische Union der Evangeliumschristen-Baptisten das Schmieden ihrer Zukunft in die eigene Hand. Bei intensiven bis in die Nacht hinein reichende Sitzungen im „Moskauer Theologieseminar“ (MTS) vom 26. bis 28. Juni faßte eine 25-köpfige Expertenkommis­sion den Entschluß, bis zum Treffen der 54 Bischöfe des Landes im kommenden Herbst ausgearbeitete Pläne für die Neuorientierung der Union vorzulegen. Die Studien, über die die Bischöfe zu befinden haben werden, sollen alle Aspekte kirchlichen Dienstes berühren.

 

Witali Wlasenko, Leiter der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der RUECB erklärte: „Unsere Gesellschaft befindet sich in einem vollständigen Umbruch – da können wir nicht außen vor bleiben. Die Mauern um uns herum, die wir in den Jahrzehnten der Verfolgung um unsere Gemeinden und Familien errichtet haben, halten nicht mehr. Internet und Fernsehen haben die Schutzwälle durchlöchert. Wir müssen ein kirchliches Dasein für Friedenszeiten und den freien, ‚kirchlichen’ Markt entwickeln. Die Zeit dafür mag fortgeschritten sein, aber zu spät ist es auf keinen Fall.“

 

Pastor Wlasenko, der maßgebend an dieser im vergangenen November entstandenen Kommission beteiligt ist, versichert, daß ein Bruch mit der eigenen, 140-jährigen Tradition verhindert werden soll: „Es geht nicht darum, daß wir unsere Theologie verändern. Aber unsere Gesellschaft hat sich grundlegend gewandelt, und das müssen wir bei der Anwendung biblischer Theologie berücksichtigen.“ Ein reges Nachdenken über die Zukunft ist angesagt. Dafür hat sich die Kommission bemüht, die nachdenklich­sten und am meisten strategisch denkenden Köpfe unten der russischen Baptisten ausfindig zu machen und zu Rate zu ziehen.

 

Der Abteilungsleiter betonte, daß bei Veränderungen die Anliegen der Basis oberste Priorität haben. Was der Ortsgemeinde dient und sie unterstützt, müsse an erster Stelle stehen. Zu den brennendsten Fragen der Union zählen die Definition des pastoralen Dienstes, Erziehung und Ausbildung, Finanzen und Verwaltung, Kirchenbau, PR und die Medien. Er fragte: „Welche Kriterien haben wir, um den Erfolg eines pastoralen Dienstes zu messen? Die Größe des Kirchengebäudes und die Zahl westlicher Partner dürfen nicht bestimmend sein. Viel wichtiger ist die Frage, ob der Pastor Menschen zur Nachfolge Christi erzieht.“ Theologische Ausbildung muß den wahren Bedarf abdecken. Die übergroße Zahl kleiner, kirchlicher Bildungsstätten führt Wlasenko auf den dezentralisierten und unkoordinierten Einsatz ausländischer Gelder zurück. Dafür müßte ein Bildungskonzept her.

 

Der RUECB bleibt weiterhin der Rat und das Mitdenken ausländischer Partner höchst willkommen. Die Union denkt über die Trennung der Ämter von Präsident und Generalsekretär nach. Dafür wurden bei den jetzigen Sitzungen die Strukturen der Baptistenunionen von Deutschland und Südkorea unter die Lupe genommen. Weitere ausländische Literatur über die Erziehung in der Familie ist ebenfalls vonnöten.

 

Die Russische Union der Evangeliumschristen-Baptisten vertritt 78.000 getaufte Christen in 1.930 Ortsgemeinden und Gruppen. Generalsekretär – und Präsident – ist Juri Sipko, Er war an den Beratungen im Moskauer Seminar beteiligt.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 30. Juni 2007

 

Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-19, 450 Wörter.