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Orthodoxe und Baptisten sich einig in moralischen Fragen

Die moralischen Vorstellungen decken sich

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Russische Baptisten nehmen den orthodoxen Patriarchen in Schutz

 

M o s k a u – Die Russische Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) hat Alexei II, den Patriarchen der Russischen Orthodoxen Kirche, in Schutz genommen. Nach seiner Rede – und der anschließenden Diskussion – beim Europäischen Parliament in Straßburg am 2. Oktober war er einer breiten, öffentlichen Kritik ausgesetzt. Darauf ließ die RUECB dem Patriarchen einen Brief zukommen und am 11. Oktober erschien auf der Webseite dieser Kirche ein Interview ähnlichen Inhalts. Dieses Interview war von Alexander Semchenko, dem Sekretär der “Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen” beim Baptistenbund, unterzeichnet. Der Brief beginnt mit den Worten: “Die Russische Union der Evangeliumschristen-Baptisten würdigt außerordentlich die Rede von Alexei II., dem Patriarchen von Moskau und ganz Rußland, auf der Sitzung der Parliamentarischen Versammlung der Europäischen Union. Viele Auffassungen der Russischen Orthodoxen Kirche decken sich mit denen der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Beide Dokumente der Baptisten unterstreichen eine Aussage von Alexei in Straßburg: “Wer mit keinen moralischen Werten rechnet, darf letztendlich auch nicht mit Freiheit rechnen.” Die Freiheit ist gefährdet wenn moralische Werte außer Acht gelassen werden.

 

Diese baptistischen Dokumente begrüßen die orthodoxe Betonung der christlichen Wurzeln der europäischen Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Die RUECB steht zu der orthodoxen Position, daß christliche Moralvorstellungen im öffentlichen Leben hochgehalten und unterstützt werden müssen. Beide wenden sich gegen eine “Verbannuing” des Christentums aus dem öffentlichen Bereich. Die öffentliche Propagierung von Vorstellungen, die eine Gesellschaft untergraben, müsse eingedämpft werden.

 

Eine Überbetonung individueller Recht – z.B. das Recht auf Bereicherung – kann die koillektiven, sozialen Rechte anderer beeinträchtigen. Alexei prangerte die soziale Unausgewogenheit in Rußland und anderswo an: die “bettlerhafte Lage von Millionen ehrlich arbeitender Menschen“. Die Baptisten merken an, daß viele ähnliche Töne bereits beim protestantischen „Nationalen Gebetsfrühstück“ im vergangenen März angeschlagen worden sind.

 

Den deutlichsten Hinweis auf die Frage der Homosexualität im Rahmen der Rede verbarg die These des Patriarchen, daß eine allzu breites Toleranzverständnis christliche Moralvorstellun­gen untergraben könne. Die Rede von Alexei wurde as Attacke auf die Rechte der Homosexu­ellen gewertet, doch erst bei der anschließenden Diskussion wurde das Thema explizit erörtert. In anderen Zusammenhängen hatte der Patriarch bereits eine Straßendemon­stra­tion der Schwulen im Moskau im vergangenen Juli verurteilt.

 

Auch beide baptistischen Dokumente verzichten darauf, die Homosexualität explizit zu erwähnen. Doch die generellen Auffassungen beider Kirchen ähneln sich. Während die Rechte individueller Homosexueller als im Ebenbild Gottes geschaffene Menschen zu respektieren sind, darf eine öffentliche Propagierung ihres Lebenstils nicht hingenommen werden. Das faktische Ausüben dieses Lebenstils ist Sünde.

 

Die baptistischen Dokumente loben die Tatsache, daß in Straßburg der Patriarch die orthodoxe Absicht bekräftigte, den Dialog mit den anderen “traditionellen Religionen” Rußlands – gemeint sind die Juden, Muslime, Buddhisten, Animisten, Katholiken und Lutheraner – fortzusetzen. Die russischen Baptisten die im Laufe der kommenden Woche ihren 140. Geburtstag begehen, appellieren an den Patriarchen, als weitere “traditionelle Religion” anerkannt zu werden.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 15. Oktober 2007

 

Diese Pressemeldung gibt die Einschätzung des Verfassers wieder und darf nicht automatisch als offizielle Stellungnahme der RUECB verstanden werden. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-38, 450 Wörter.