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Baptisten musizieren im orthodoxen Seminar

In Woronesch wurde das gemeinsame, geistliche Erbe gefeiert

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Ensemble-Leiter Berezhnoi lobt Peter den Großen

 

M o s k a u -- Interkonfessioneller Höhepunkt des fünftägigen Besuchs des Ensembles Blagowestie (Verkündigung) in Woronesch war ein Konzert am 23. November im orthodoxen Seminar der Stadt. In seiner Rede dort vor rund 100 Seminaristen und Dozenten betonte Ensemble-Leiter Boris Berezhnoi (Moskau), die Gruppe sei gekommen, um den Hörern das gemeinsame geistliche und künstlerische Erbe aller Russen mitzuteilen. Da sich das 1990-gegründete Ensemble auf russische Volksinstrumente beschränkt, liegt der Bezug zum historischen Kulturerbe nahe. „Wir kommen auch selbst aus der orthodoxen Kirche,“ versicherte Berezhnoi. „Meine Eltern waren Orthodox, und mein Opa war ein Ministrant in seiner orthodoxen Gemeinde. Heute mögen unsere Zeremonien sich unterscheiden, doch wir – Baptisten und Orthodoxe - bleiben in der Person Jesu Christi vereint.“

 

In seiner Begrüßung teilte Nikolai Makeew, der Prorektor des Seminars, den Studenten mit: „Wir kennen die Baptisten nur aus unseren Büchern. Doch heute haben wir die einmalige Chance, einander persönlich kennenzulernen und den Geist des Beisammenseins zu verspüren.“ Von der Freundlichkeit der Seminaristen waren die Ensemblemitglieder überwältigt. Nach dem Konzert, einem Rundgang durch das Seminar und einem gemeinsamen Abendessen mit Gebet fuhr der Prorektor fort: „Wir wissen nicht, ob wir Ihnen gefallen, doch auf jeden Fall habe Sie uns gefallen.“ Er lud zu einem wiederholten Besuch ein. Da der Seminarrektor bereits bei den Baptisten in Woronesch gepredigt hatte, handelte es sich ohnehin um einen Gegenbesuch.

 

Allerdings ließ ein Verband der Kriegsveteranen zwei Konzerte kurzfristig – erst nach dem Geräteaufbau - platzen. Statt dessen schickte er eine einzige 80-jährige Veteranin als Kundschafterin vor mit der Vorgabe, alles mitzuschneiden. Doch nach dem Konzert im Seminar rief sie aus: „Ich könnte mir ein solch hohes Niveau an musikalischer Kultur und an Professio­nalis­mus gar nicht vorstellen. Sie haben mir solche Augenblicke der Glückseligkeit bereitet, als wäre ich im siebten Himmel!“ Schon lange habe sie keine solche Nähe zu Gott verspürt.

 

Handfeste geistlichen Früchte waren auch zu vernehmen – es kamen im Laufe der Konzertreihe rund 25 Menschen zum Glauben. Allein bei einer evangelistischen Veranstaltung im Kulturhaus „Mir“ bekannten 17 ihren Glauben an Jesus Christus.

 

Die hervorragende interkonfessionelle Atmosphäre in der Stadt führt Pastor Berezhnoi nicht zuletzt auf Peter den Großen (1672-1725) zurück. Um den Schiffsbau in der Stadt am Don zu fördern, hatte der Zar deutsche und holländische Fachleute angeheuert. Bald danach gehörte eine lutherische Kirche zum Stadtbild. „Diese Stadt hat eine lange Tradition guter Beziehungen zwischen Protestanten und Orthodoxen,“ weiß er zu berichten. „Heute blühen diese Beziehungen wieder auf.“ Ein Konsultativer Rat der Kirchen umfaßt fast alle: Baptisten, Pfingstler, Adventisten, Orthodoxe und Katholiken. „Dieser Rat ist bemüht, einen Dialog zu starten, der eine Feindschaft innerhalb des Volkes Gottes nicht zuläßt.“ Beim Abschied hatte Prorektor Makeev versichert, die Lehre Christi, sein Geist und seine Liebe vereinigten „alle wahren Gläubigen“.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 28. November 2007

 

Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 51, 443 Wörter