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Verschärfte Gesetzgebung gegen Protestanten in Kirgisistan

Dunkle Wolken im Hochgebirge

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Den Protestanten Kirgisistans droht eine verschärfte Gesetzgebung

 

M o s k a u -- Über die Möglichkeit einschneidender neuer Restriktionen sind die Protestanten im mittelasiatischen Hochgebirgsland Kirgisistan besorgt. Ein neues Gesetz „Über die Rechte der Bürger der Kirgisischen Republik auf Gewis­sens­­freiheit und die Konfessionen“ soll in den nächsten Wochen verabschiedet werden. Es genießt bereits den Segen vieler gesellschaftlicher Instanzen. Alexander Schumilin, Vorsitzender der kirgisischen Baptisten, schreibt: „Wir sind dankbar für die vielen Seelen, die Gott gefunden haben. Er hat sie erwärmt, zum neuen Leben erweckt und hält sie heute in seinen Armen. Doch in letzter Zeit ziehen neue Wolken auf.“ Sollte die neue Gesetzgebung tatsächlich in Kraft treten, kommen folgende Restriktionen auf die Gemeinden zu:

 

Keine Ortsgemeinde wird staatlich anerkannt, die weniger als 200 eingetragene Mitglieder aufweist. Missionarische Aktivitäten sollen nur von Einheimischen durchgeführt werden. Eine religiöse Organisation mit Ausländern in leitender Position gilt als ausländisch und unterliegt einer jährlichen Genehmigung.

 

Neben Seminaren und Bibelschulen müssen auch Sonntagsschulen (Kindergottesdienste) und private Grundschulen beim Staatsministerium für religiöse Angelegenheiten registriert werden. Ihr Unterrichtsstoff wird von diesem Ministerium kontrolliert.

 

Die Verteilung christlicher Literatur wird auf Kirchengebäude und bestimmte Buchläden beschränkt. Jede religiöse Aktivität außerhalb des Kirchengebäudes bedarf der Genehmigung.

 

Alle baulichen Maßnahmen und jedweder Immobilienerwerb unterliegen einer Genehmigung durch das genannte Ministerium.

 

Nur Geistlichen wird ein nicht-militärischer Ersatzdienst gestattet.

 

Bei der Durchführung diakonischer Maßnahmen ist es untersagt, Namen und Absichten der Sponsoren anzugeben.

 

Obwohl die Baptisten Kirgisistans den internationalen baptistischen Organisationen (EBF und BWA) nicht angehören, beteiligen sie sich an der in Moskau ansässigen „Euro-Asiatischen Föderation der Evange­liumschristen-Baptisten“, die im Bereich der ehemaligen UdSSR aktiv ist. Ihr Präsident wohnt sogar in Bischkek/Kirgisien: Alexander Schumilin. Seit November 2006 hat Kirgisistan eine offiziell zugelassene Evangelische Allianz. Nicht alle protestantischen Gruppierungen sind an ihr beteiligt, doch zu dem von ihr angebote­nen „Runden Tisch“ sind nahezu alle erschienen. Am 11. Januar kam es zu einem Gespräch leitender Protestanten mit Staatsvertretern. Die Gemeinden bitten nun um Gebet für das nächste Treffen mit der Regierung am 8. Februar.

 

Das seit 1991 unabhängige Kirgisistan hat eine Bevölkerungszahl von rund 5,08 Millionen. Ungefähr 65% von ihnen sind Kirgisen, ein Turkvolk überwiegend sunnitisch-islamischen Glaubens. Während Anfang der 90er Jahre noch 100.000 Deutschstämmige in dem Land lebten, ist ihre Zahl inzwischen auf ca. 12.000 zusammengeschrumpft. Der Anteil der Russen wird auf 12,5% geschätzt. Es leben in Kirgisistan 3.100 Baptisten, die sich in 84 Gemeinden versammeln.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 30. Januar 2008

 

Eine Veröffentlichung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. (Das bedeutet jedoch nicht, daß jede leitenden Person des RUECB-Teams sämtliche in diesem Aufsatz enthaltenen Auffassungen teilt.) Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-04, 365 Wörter.