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Was tun, wenn Kirchenbauten zu groß geraten?

Die Chance des Lebens nicht verspielen

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Kirchenbau in Atschinsk soll wieder aufgenommen werden

 

M o s k a u -- „Einmalige, von Gott gegebene Chancen darf man nicht verspielen!“ Das war die Reaktion von Witali Wlasenko (Moskau), dem Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ (RUECB) nach Besichtigung einer brachliegenden Baustelle Anfang Mai in Atschinsk/Zentralsibirien. Eigentlich hatten der dortige Pastor und seine 60-köpfige Gemeinde bereits beschlossen, daß unfertige, zu groß geratene Gotteshaus zu verkaufen und mit dem Geld an zwei Orten Familienhäuser zu ersteigern und für Gemeindezwecke umzubauen. Ein Käufer ist daran interessiert, die werdende Kirche – sie mißt 24 x 24 Meter - in eine Werkhalle umzubauen.

 

Doch darauf hatte Wlasenko erwidert: „In Rußland kommt es nur einmal im Laufe eines Lebens vor, daß die eigene Stadt Baptisten ein Filetstück im Stadtzentrum zukommen läßt in der Erwartung, daß darauf ein Gotteshaus entsteht. Eine solche Chance bekommen wir in Atschinsk nie wieder! Wir dürfen die Weitherzigkeit der Stadtbehörden nicht enttäuschen – sonst dürften wir uns dort nie wieder blicken lassen.“ Dabei wies er darauf hin, daß ein unfertiger Bau nur weit unter Wert verkauft werden könne. „Und das ist auch gar nicht das Geld der Baptistengemeinde Atschinsk. Dieses Haus gehört denen in Nordamerika, die dafür gespendet haben.“ Bisheriger Hauptspender war eine Gemeinde in Casper/Bundesstaat Wyoming.

 

Der Abteilungsleiter weist darauf hin, daß es in Rußland auch jetzt nahezu unmöglich sei, die juristische Umwidmung von Privathäusern in öffentliche Gebäude durchzusetzen. Das könnte noch viel problematischer werden, da zahlreiche baptistische Bethäuser in juristischer Hinsicht weiterhin nur als Privatquartiere gelten.

 

Im Jahre 2000 wurde das Gründstück der Gemeinde zur Bebauung überlassen. In den Jahren 2003 – 2006 wurde auf dem Grundstück gehämmert und gesägt. Doch nachdem der tatkräftige Pastor Peter Gritschani (Tscherniwtsi) aus Visa- und Gesundheitsgründen in seine westukrainische Heimat zurückkehren mußte, kam das Projekt zum Erliegen.

 

Seit seinem Weggang ist die klein gewordene Gemeinde mit diesem Projekt logistisch und planerisch überfordert. Für das 300 bis 400 Personen fassende Haus ist dringend vonnöten, daß ein Plan für die Fertigstellung und Nutzung des Hauses erarbeitet wird. Pastor Wlasenko meint: „Zuerst müssen Fenster montiert und eine Heizungsanlage installiert werden. Dann kann man schon einziehen.“ Die bescheidenen, vorgesehenen Baukosten hatten es in sich. Die Gemeinde in Casper hatte $50.000 zur Deckung der Baukosten gespendet; nun sollen weitere $30.000 zur Fertigstellung erforderlich sein. Der Gast aus Moskau meinte, bis zur Hälfte des Hauses könnte vorerst etwa als Büroräume fremdvermietet werden. So könnten laufende Kosten gedeckt werden bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Gemeinde das ganze Haus für die eigenen Bedürfnisse benötigt.

 

„Das Potential ist fast atemberaubend“, versichert Wlasenko. Viele Gemeindeglieder seien in andere freikirchliche Gemeinden abgewandert. Ein begabter Pastor würde es jedoch mit Gottes Hilfe gelingen, sie sowie andere für die Gemeinde in Stadtmitte neu zu gewinnen. Andere Baptistengemeinden im Bezirk Krasnojarsk haben die Bereitschaft bekundet, erstmalig für das Projekt zu spenden. Die historische, 114.000 Einwohner zählende Stadt liegt 170 km westlich von Krasnojarsk direkt an den Hauptverkehrsadern zwischen Westrußland und Fernost.

 

Doch nun hat der Abteilungsleiter Wlasenko eine Sorge mehr: Die Gemeinde am Ort ließ sich umstimmen in der Erwartung, daß die Moskauer Bundeszentrale bei der Geldsuche mit anfaßt. Wer sich also für das Projekt interessiert, ist herzlich eingeladen, sich an die Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen zu wenden.

 

Der Fall Atschinsk macht wieder einmal deutlich, weshalb – nach den unkontrollierten Aufbrüchen der 90er Jahre – zentrale Absprachen und Beratungen bei Bauvorhaben dringend vonnöten seien. Die RUECB ist weiterhin bemüht, ihre Abteilung für Architektur in diesem Sinne landesweit voranzubringen.

 

Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt heute rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen. Ihr Präsident ist Juri Sipko.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 10. Mai 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-22, 560 Wörter.