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Missionsteam auf einem Schiff in Moskau

Mit Mobilien läßt sich mehr bewegen

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Evangelisation auf einem Moskauer Ausflugsdampfer

 

M o s k a u -- Mit Mobilien läßt sich – jedenfalls im Sommer – mehr bewegen. Das war ein Ergebnis der evangelistischen Veranstaltung auf einem Ausflugsdampfer inmitten von Moskau am 10. Juli. Gastgeberin war die drei-Monate-alte, 40-köpfige Baptistengemeinde „Deine Kirche“; 180 Menschen drängelten sich auf einem Dampfer mit 150 Plätzen. Angefeuert von Salamischnitten und Mineralwasser genossen die Versammelten heiße Musik und vielfältige Kurzansprachen. Der Abend endete mit einem Sketch des rund 20-köpfigen russisch-baptistischen Chors „Oase“ aus Sacramento/Kalifornien. Ihre Darstellung vom Mord in einer Disco verdeutlichte den Sühnetod Christi.

 

Gemeindepastor Leonid Kartawenko geht davon aus, daß dies eine der ersten evangelistischen Dampferfahrten im Moskauer Raum gewesen sei. Anfang der 90er Jahre hatten evangelistische Expeditionen Dampfer auf der Wolga und in Sibirien angemietet. Doch Veranstaltungen bei fahrendem Dampfer waren damals nicht vorgesehen.

 

Kartawenko berichtete, daß der dreistündige Abend wie im Flug vergangen sei: „Doch wer könnte sich vorstellen, daß die heutige Jugend einen dreistündigen Gottesdienst aushalten könnte?“ Etwa 60% der Anwesenden galten als ungläubig. Eingeladen wurde ausschließlich über bestehende Beziehungen und den Mundfunk – öffentliche Werbung gab es nicht. „Im Sommer besuchen die Menschen keine Konzerthallen,“ meinte der Gemeindepastor. „Zum Gespräch und zum Kennenlernen sind Ausflugsdampfer besonders gut geeignet.“

 

Besonders attraktiv ist auch die Tatsache, daß – etwa im Gegensatz zu einer öffentlichen Immobilie - Veranstaltungen auf einem Dampfer keinerlei staatlicher Erlaubnis bedürfen. „Das ist vergleichbar mit dem Anmieten eines Busses,“ erklärte Kartawenko. „Busausflüge sind auch meistens rein private Veranstaltungen.“

 

Aufgrund des Erfolgs sollen nun für den Rest des Sommers monatliche Dampferfahrten durchgeführt werden. Dafür kommen auch Dampfer mit 250 Sitzplätzen in Frage. Da sich die elektronisch verstärkte Musik gut vom Ufer aus verfolgen läßt, wird daran gedacht, einen Dampfer ohne feste Wände zu chartern. Fahrradfahrer auf den Gehwegen am Ufer könnten mit Einladungszetteln auf den Veranstalter des Ereignisses hinweisen.

 

Besonders stolz ist Pastor Kartawenko auf die Tatsache, daß seine kleine Gemeindeschar für Dreiviertel der Ausflugskosten aufkam. Für die Deckung der restlichen Kosten sorgte der Chor aus Kalifornien. Verteilt auf 180 Besuchern kommt man dabei auf Kosten von 8,30 € (305 Rubel) pro Person. Vorgesehen ist, daß bei künftigen Fahrten gläubige Passagiere für die eigenen Kosten aufkommen.

 

Doch im Winter wird man auf Immobilien nicht verzichten können. Da große Warenhäuser über Versammlungssäle verfügen, wird daran gedacht, in einem Kaufhaus der Möbelfirma IKEA evangelistische Veranstaltungen durchzuführen. Da die Firma IKEA von schwedischen Protestanten geführt wird, sollte man besonders schnell bei einer solchen Firmenkette auf Verständnis stoßen. Leonid Kartawenko denkt etwa an schwedische Kulturabende mit evangelisti­scher Ausrichtung; mit Möbelbesich­tigung vor oder nach den Veranstaltungen wäre durchaus zu rechnen.

 

Evangelisation auf dem Festland 

Trotz aller Umbrüche in der Moskauer Zentrale der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten bleiben evangelistische Fahrradtouren weiterhin aktuell. Doch in diesem Jahr werden statt 30 nur fünf oder sechs regionale Fahrradtouren durchgeführt. Wladimir Skovpen (Klinzy bei Brjansk), der zehnfache Vater und ehemaliger Radsportler, der im vergangenen Sommer die gesamte Strecke von Deutschland bis Wladiwostok auf dem Fahrradsattel bewältigte, erlitt einen zweifachen Bruch des Schlüsselbeins bei einem Arbeitsunfall im Februar. (Über Grüße und Ermutigungen würde er sich freuen.)

 

In diesen Tagen findet gemeinsam mit dem Chor „Oase“, der gerade seine dritte Fahrt durch Rußland unternimmt, eine Radtour durch das Gebiet Krasnodar im Süden Rußlands statt. Organisiert wird sie von Zahnarzt Lewon Sarkisov (Krasnodar), der ebenfalls die gesamte Fahrt bis Wladiwostok miterlebt hatte. Die Jugend­abteilung des Bundes wird eine Fahrt von Belgorod nahe der ukrainischen Grenze zum Kongreß der russischen Baptisten in Rumjantsewo bei Moskau vom 26. bis 31. Juli durchführen. Die Rückfahrt nach Hause findet vom 4. bis 8. August statt; die gesamte Fahrt beträgt rund 1.500 km.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 16. Juli 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigege­ben. Meldung Nr. 08-31, 584 Wörter.

 

Anmerkung von Dezember 2020: "Deine Kirche" und ihr Pastor, Leonid Kartawenko, sind heute führende Mitglieder der „All-Russischen Gemeinschaft der Evangeliumschristen“ (WSECh). Diese Gemeinschaft gehört nicht zur Union der russischen Baptisten (RUECB).