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Spannungen zwischen Baptisten und Staat im Moskauer Raum

Kinderlager „Rutschejok“ weiterhin geschlossen

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Zweijahreskongreß der russischen Baptisten hat ein Nachspiel

 

M o s k a u -- Wladislaw Wowk, Leiter des von einer Brüdergemeinde geführten Kinderlagers in Rumjantsewo nahe Moskau, gibt an, daß sein Lager dem Urteil nach zum 6. September seine Tore wieder öffnen darf. Allerdings fehle weiterhin die formelle, juristische Zusicherung, daß das Lager jemals wieder öffentlich wirken dürfe. Seine Schließung geschah im Zusammenhang mit dem zweijährlichen Kongreß der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), der vom 31. Juli bis zum 4. August auf dem dortigen Gelände stattfand. Nachdem das eilig herbeigerufene Stadtgericht von Iskra an einem Samstag, dem 2. August, einen Beschluß zum Abbruch des Kongresses gefällt hatte, wurde das Lager nach Abschluß des Kongresses am 4. August geschlossen und versiegelt für einen Zeitraum von 30 Tagen. Mehr als 2.000 Baptisten hatten sich für die Konferenz auf einem Gelände versammelt, das mit nur 350 ständigen Betten ausgestattet ist. Dessen Schließung wurde auf Sorgen um die Hygiene und Brandsicherheit zurückgeführt.

 

Die Zufuhr elektrischen Stroms, die die Kommune wenige Stunden vor Öffnung des Kongresses am 31. Juli gekappt hatte, wurde am 6. August wiederhergestellt. Die Beschränkung des Lagers auf eine Notversorgung durch selbständige Aggregate hatte natürlich die Sicherheitsrisiken erhöht.

 

Unmittelbar nach Abschluß des Kongresses beantragte die RUECB-Leitung eine Aufhebung des Gerichtsbeschlusses mit der Begründung, das Gericht habe gegen die verbrieften Rechte der Christen auf Ausübung ihres Glaubens in privaten, nichtöffentlichen Räumlichkeiten verstoßen. Endlich nach einer vierten Anhörung hob das Moskauer Bezirksgericht am 14. August den Beschluß zur Schließung des Lagers aus Gründen der Brandsicherheit auf. Doch dabei wurde der Schließungsbeschluß aus hygienischen Gründen für rechtens befunden. Das hatte zur Folge, daß die 30-tägige Schließung als Strafmaßnahme nicht aufgehoben wurde.

 

Wowk gab bekannt, daß die Lagerschließung im lukrativsten Monat – August – einen Einkom­mens­verlust von 2 Millionen Rubeln (55.556 Euro) verursachte. Sie entzog auch Hunderten von Kindern die Möglichkeit, im Jahr 2008 ein christliches Sommerlager mitzuerleben. Auch wenn das Rutschejok am 6. September die Tore wieder aufmachen darf, wird das Schuljahr bereits begonnen haben.

 

Witali Wlasenko, RUECB-Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen fügte hinzu: “Bitte seien Sie sich gewiß, daß wir auf keinen Fall dabei sind, das Handtuch zu werfen! Die Arbeit für die Sache Christi verläuft nach Plan. Bei Gott ist alles möglich und wir bleiben voller Hoffnung. Wir fühlen uns weiterhin verpflichtet, die Sachen zum Guten hin zu wenden.“

 

Anklage in Klintsy zurückgezogen

In der südwestlichen Stadt Klintsy unweit von Brjansk zog das Gericht am 5. August seine Anklage zurück. Es stellte dabei fest, daß das Treffen der 28 baptistischen Radler in roten T-Shirts auf dem Zentralplatz am 12. Juli doch keine öffentliche Versammlung darstellte. Alle Anklagen gegen den Hauptverantwortlichen, den Baptistenpastor Ewgeny Woronin, wurden fallen gelassen. Ihm war vorgeworfen worden, eine öffentliche Veranstaltung ohne vorherige polizeiliche Anmeldung durchzuführen. Die jungen Radler hatten sich während einer Evangelisationswoche in der Gemeinde zu einem Fototermin auf dem Platz versammelt; dabei hatten sie gesungen und Handzettel verteilt.

 

Natürlich war das Gericht außerstande, die Gesundheit des baptistischen Diakons Wladimir Skowpen, eines führenden Radsportlers in der sowjetischen Ära, wiederherzustellen. Ihm war bei einem Arbeitsunfall im vergangenen Februar das Schlüsselbein gebrochen worden – es wurde ein zweites Mal gebrochen dank rauher Behandlung durch die Polizei auf dem Marktplatz in Klintsy am 12. Juli. Nach einer erneuten Operation suchten ihn Staatsbeamten am 30. Juli im Krankenhaus auf; gegenwärtig setzt er seine Genesung zuhause fort. Skowpen hat gegen die verantwortlichen Polizeibeamten Strafanzeige gestellt – das Ergebnis steht noch aus. Der 50-jährige Gemeindediakon rechnet fest damit, 2009 nochmals auf den Sattel zu steigen.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 27. August 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-40, 560 Wörter.