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Humanitäre Unterstützung für Südossetien

Humanitäre Unterstützung von Südossetien angelaufen

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Russisch-protestantische Bemühungen und Gedanken zum Thema Ossetien

 

M o s k a u – Humanitäre Besuche russischer Baptisten in der kriegsgeplagten und verarmten georgischen Enklave von Südossetien sind angelaufen. Walentin Wasilizhenko von der Moskauer Zentrale der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) gehört zu denen, die gerade in letzter Zeit dort gewesen sind. Er berichtete von einer großen Offenheit gegenüber dem Evangelium und Dankesbekundungen seitens der Behörden für die von Protestanten gelieferte Hilfe. Ende August befand er sich vor Ort, um eine erste Ladung von 200 mit Schulmaterialen gefüllten Schulranzen bedürftigen Kindern zu übergeben. Dieses ausschließlich aus russischen Quellen gespeiste Programm hat das Ziel, die Osseten mit 1.000 Schulranzen zu versorgen. Staatsvertreter haben die Tatsache, daß die Schulranzen auch Kinderbibeln enthalten, nicht beanstandet. Pastor Wasilizhenko gab an, daß seiner Mannschaft zahlreiche Versammlungen auf öffentlichen Plätzen gestattet wurde. „Tropinka“, der protestantische Kinderchor aus der nordossetischen Hauptstadt von Wladikawkas, ist bereits nach Südossetien gereist.

 

In einer nicht unmittelbar mit dem Krieg verbundenen Entwicklung wurde dem evangelischen Radiosender MCC in der protestantischen „Hochburg“ von Wladikawkas ein neuer Sendemast aus St. Petersburg überbracht. Er soll ein Provisorium ersetzen, das bereits seit einem Jahrzehnten im Einsatz ist. Die Anstalt sendet rund um die Uhr auf 104,9 UKW und ist in Südossetien deutlich zu hören.

 

Einer der ersten Moskauer Protestanten, der nach Einstellung der Kampfhandlungen Südossetien besuchte, war Sergei Rjachowski, Bischof der großen, dezentral-strukturierten „Vereinigten Russischen Union der Christen Evangelisch-Pfingstlerischen Glaubens“. Sein ausführlicher Bericht machte einen niederschmetternden Eindruck. Er sagte z.B.: „Die Menschen sind voller Haß. Ich sah Haß in den Augen unserer evangelischen Gläubigen. Es gibt Haß in ihren Seelen, und das ist etwas richtig Furchtbares.“                          

 

Nach seinem Bericht können die 300 Pfingstler und Charismatiker der Stadt Zchinwali es nicht fassen, daß der georgische Staatspräsident Mikheil Saakaschwili mit einem eklatanten Wortbruch die Kampfhandlungen einleitete. Frühmorgens am 8. August seien die Menschen durch das von georgischen Streitkräften ausgelöste Bombardement eines dichtbevölkerten Stadtteils aus dem Schlaf gerissen worden. Rjachowski bestand darauf, daß er die Evangelischen für deren Griff zur Waffe gegen die georgischen Streitkräfte nicht tadeln dürfe. „Sie wollten nur ihre Familien, ihr Gebiet und ihre Häuser beschützen. In Zchinwali standen alle Männer unter Waffe – ihnen blieb keine andere Wahl.“ Doch gleichzeitig legte er den Krieg zwischen Georgiern und Osseten als eine gewaltige Niederlage für Menschen des Glaubens aus. Obwohl Osseten, Georgier und Russen allesamt nominell orthodoxe Völker seien, hätten sie sich als unfähig erwiesen, eine militärische Auseinandersetzung zu verhindern.

 

In einem anderen Zusammenhang meinte der Bischof der Charismatiker: “Gott sei Dank, daß eine Million Georgier hier bei uns in Rußland leben! Viele von ihnen haben einen kühlen Kopf behalten und sie schämen sich wegen Saakaschwili.“ (Georgien hat eine Bevölkerung von nur 4,6 Millionen.)

 

Nochmals zurück in Moskau und nur zwei Tage nach der Anerkennung von Südossetien und Abchasien durch die Russische Föderation am 26. August, unterzeichnete Sergei Rjachowski eine Erklärung, die diese Maßnahme seines Staates lobte. Sie lautet u.a.: „Russische Protestanten sehen in der Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit von Abchasien und Südossetien durch den russischen Präsidenten einen Schritt, der dem Willen der Bewohner dieser beiden Republiken entspricht. Wir meinen, dies wird die Beendigung einer vieljährigen Geschichte von Leiden, vom Verlust Unschuldiger und von Zerstörungen auf diesem Territorium ermöglichen.“ Mitunterzeichner waren Wassili Stolyar, Präsident der Adventisten des Siebenten Tages, und der Geschäftsmann Alexander Semtschenko, Bischof der 26-Gemeinden-zählenden „Union der Kirchen evangelischer Christen“. Alle drei Unterzeichner sind Mitglieder des „Rats für die Zusammenarbeit mit religiösen Organisationen am Sitz des russischen Präsidenten“.

 

Die Haltung der RUECB zur kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Georgien und Ossetien wird am besten durch ihre Erklärung, „Wir reichen Ihnen die Hand der Freund­schaft“, vom 24. bzw. 28. August verdeutlicht. Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt heute rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen. Ihr Präsident ist Juri Sipko.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 12. September 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-42, 500 Wörter.