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Konfessionsgebundene Missionen sind besser

Moskauer Konferenz über 20 Jahre missionarischer Erfahrung

 

Kommentar

 

M o s k a u – Am 18. September 2008 veranstaltete die Russische Union der Evangeliums­christen-Baptisten (RUECB) ihre erste Konferenz, die sich mit den historischen Höhen und Tiefen protestantischer Missionsarbeit im nachsowjetischen Zeitalter befaßte. Einhundertzehn Teilnehmer besuchten die Konferenz in der Zentralen Baptistenge­meinde Moskaus. Sie trug den Titel, „Zwanzig Jahre danach. Mission in Rußland: Erfahrungen und die Aussichten auf Partnerschaft“, und wurde vor allem von der Missionsabteilung der RUECB verantwortet.

 

Berichte nach der Begegnung gaben zu verstehen, daß manche negativen Entwicklun­gen auf die mangelnde Zusammenarbeit zwischen westlichen Missionen und Ortsgemeinden in Rußland zurückzuführen waren. Ein Konferenzteilnehmer sagte aus: „Manche Missionsgesellschaften trafen mit bereits fertigen Strategien und finanziellen Vorstellungen ein. Das verdrängte Gemeinden in die zweite Reihe; die Gläubigen vor Ort fühlten sich übergangen und verloren bald Interesse an dem jeweiligen Projekt. Mission und Ortsgemeinde hatten manchmal ganz verschiedene Vorstellungen.“

 

Überkonfessionelle Missionsgesellschaften gehören in westlichen Gefilden zum täglichen Brot. In Rußland neigten sie jedoch dazu, sich von der Ortsgemeinde abzusondern. Unbeabsichtigt haben sie immer wieder den historischen Kirchen ihre besten Mitarbeiter entzogen. Ein Fazit der baptistischen Teilnehmer lautete: „Die Missionsgesellschaften, die wir in Rußland noch zu gründen haben, müssen den Kirchenleitungen unterworfen sein. Wir ziehen konfessionsgebundene Missionen vor, denn sie werden am ehesten imstande sein, unsere kleinen, vorhandenen Ortsgemeinden zu stärken.“

 

Selbstkritik hatte auch ihren Platz auf der Konferenz. Es wurde z.B. angemerkt, daß russische Gläubige wiederholt von ausländischen Missionsgesellschaften angestellt worden seien, ohne selbst die positive Vision ihres Arbeitgebers verinnerlicht zu haben.

 

Im gegenwärtigen Kontext, nachdem ausländische Spenden und Mitarbeiter abgenommen und der heimische Widerstand drastisch zugenommen habe, müssen finanziell tragbare Missionsmodelle gefunden werden, die auch ohne ausländische Zuwendungen durchgehalten werden können. Das Gespräch über nachhaltige Modelle befinde sich noch in den Anfangsstadien; das ehrliche Gespräch zwischen Ausländern und Einheimischen, denen die Sache der Mission am Herzen liegt, müsse fortgesetzt werden.

 

Die Konferenz sparte nicht mit Lob für den vielen Segen, der sich bereits ergeben hat. Pastor Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der RUECB, betonte, daß es immer wieder ausländische Missionare gegeben habe, die sich der Zusammenarbeit mit einer Ortsgemeinde verschrieben hätten. Sie traten ohne fertiges „Produkt“ und mit viel Feingefühl an die Gemeinde heran. Er fügte hinzu, daß überkonfessionelle Missionen bei der Schulung von Mitarbeitern und der Vorbereitung von Schulungsmaterialien viel Positives geleistet hätten. Er vertritt die Auffassung, „Campus für Christus“ könnte auch in Zukunft für die Zurüstung der RUECB für den Dienst an Schülern und Studenten eine entscheidende Hilfe sein.

 

Ausnahmen bestätigen die Regel. Die „Slavic Gospel Association“, die auf der Konferenz von ihrem Präsidenten, Robert Provost (Loves Park/Illinois), vertreten worden ist, ist eine überkonfessionelle Mission. Doch seit 15 Jahren arbeitet sie eng mit der RUECB zusammen.

 

Auf der Konferenz merkte RUECB-Präsident Juri Sipko an, daß sich bei der Gründung der RUECB 1992 nicht mehr als 600 Ortsgemeinden zu ihr zählten. (Die RUECB war eine von mehreren Nachfolgeorganisationen des „All-Unionsrats der Evangeliums­christen-Baptisten“ in der UdSSR.) Doch heute ist die Zahl bei 1.750 Ortsgemeinden angekommen. Dieser gewaltige Sprung ist zum Teil auf die Aufteilung der wenigen, oftmals sehr großen Gemeinden, die durch die repressiven Maßnahmen der sowjetischen Behörden verursacht worden waren, zurückzuführen. Er ist aber auch ein Beleg dafür, daß russische Baptisten durchaus imstande seien, sowohl mit wie ohne westliche Unterstützung Mission zu betreiben.

 

Ein zweites Forum zur Vergangenheit und Zukunft evangelikaler Mission soll vom 24.-25. Oktober in Irpen unweit von Kiew stattfinden. Veranstalter werden die in Wheaton/Illinois beheimateten „Peter Deyneka Russian Ministries” sein.

 

Dr.phil. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 7. Oktober 2008

 

Eine Veröffentlichung aus der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Es handelt sich jedoch um einen Kommentar und gibt nur die Einschätzung von William Yoder wieder. Meldung Nr. 08-44, 560 Wörter.