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Orthodoxe Prozession zur Baptistenkirche

Orthodoxe Marschieren zur Baptistenkirche in Lipezk

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Orthodoxe verlangen die Rückgabe einer Kirche

 

M o s k a u – Am 4. November wurde eine jährliche orthodoxe Prozession von der zentralen orthodoxen Kirche in Lipezk zur „Kirche der Zeugung der Dreieinigkeit“ in „Sokol-Metallarbeiter“ am Rande der Stadt durchgeführt. Doch nicht alle 200 Teilnehmer hatte spirituelle Absichten – die historisch-martialischen Kosaken und die nationalistische „Slawische Union“ waren mit von der Partie. Zwei Nächte danach gingen 28 Fenster in dem von Baptisten geführten Gotteshaus zu Bruch.

 

In den letzten Jahren ist diese Gebietshauptstadt 375 km südöstlich von Moskau zu einem Brennpunkt der Spannungen zwischen Orthodoxen und Baptisten geworden. Im Jahre 1989 hatten Stadtväter die Dreieinigkeitskirche den Baptisten zur Nutzung überlassen. Gemeinde­pastor Wladimir Ilowaiski gibt an, orthodoxe Stellen hätten damals keine Einwände gegen die Übergabe des stark beschädigten Gebäudes an die Baptisten gehabt.

 

Womöglich steht vor allem das Geld im Mittelpunkt. Bereits 1993 hatte die Stadt ihre eigene Entscheidung zurückgenommen und verfügt, daß die Baptisten gegen eine angemessene Entschädigung das Gebäude abzugeben hätten. (Die Höhe der baptistischen Investitionen wurde mit 22 Mill. Rubeln angegeben - $53.000 US im Dezember 1992.) Doch die orthodoxe Seite weigerte sich, eine Entschädigung zu zahlen. In den folgenden Jahren lehnte sie stets das Gesprächsangebot der Baptisten ab und warf ihnen vor, sich orthodoxen Besitzes bemächtigt zu haben. Die Haltung der Baptistengemeinde mit ihren rund 100 Mitgliedern besagte, daß sie gegen eine monetäre Entschädigung oder die Überlassung eines Gebäudes von ähnlichem Wert und ähnlicher Größe die Kirche räumen würde. Im April 2008 verfügte die Stadt, daß die Baptisten die Kirche entschädigungslos abzugeben hätten. Mit einem Hinweis auf das Fehlen gewisser Steuerunterlagen verlieh die staatliche Seite ihrer Position Nachdruck mit der rechtlichen Auflösung der Baptistengemeinde.

 

Pastor Ilowaiski erwidert: „Wir haben unsere Steuererklärungen stets fristgemäß eingereicht. Wenn wir uns etwas schuldig gemacht hätten, hätte uns die Steuerbehörde davon in Kenntnis setzen oder uns eine Strafe auferlegen müssen. Sie haben uns statt dessen unser gesetzliches Existenzrecht genommen.“ Er fügt hinzu: „Wir sind keine Barbaren und habe nicht die Absicht, das Gebäude etwa mit Gewalt zu verteidigen. Wir sind uns bewußt, daß sie sich des Gebäudes auch durch Betrug oder List bemächtigen könnten. Aber wir hoffen weiterhin auf eine Regelung der Fragen auf rechtlichem Wege.“

 

Im Streben um Entschädigung und die Wiederherstellung ihres rechtlichen Status wird die Gemeinde durch Anatoli Ptschenlintsev vom Moskauer „Slawischen Rechtszentrum“ (SLC) verteidigt, Das SLC, eine offizielle Filiale der in Washington beheimateten “American Center for Law and Justice”, ist der erfahrenste Rechtsvertreter protestantischer Belange in Rußland.

 

Vandalismus

Vandalismus kommt auch in anderen Gebieten Rußlands vor: Brandstiftungen im Falle protestantischer Einrichtungen finden etwa monatlich statt. Am 23 Oktober wurde das Gebäude eines Sommerlagers, das den Baptisten von Smolensk unweit der belorussischen Grenze gehört, durch Brandstifter schwer beschädigt. Das Gebäude wird als Totalverlust abgeschrieben werden müssen. Ein Dienst der US-Presbyterianer (PCUSA), die in Franklin/Tennessee beheimatete „Outreach Foundation“, will sich um die Finanzierung eines Wiederaufbaus kümmern.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 11. November 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Meldung Nr. 08-54, 463 Wörter.