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Obama fehlte die Zeit für die Protestanten

Unsere Erwartungen wurden nicht erfüllt

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Baptistisches Echo auf den Moskauer Besuch von Barack Obama

 

M o s k a u -- “Unsere Erwartungen wurden nicht erfüllt.” Das war die Erwiderung von Pastor Witali Wlasenko, dem Direktor für kirchliche Außenbeziehungen bei der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), auf den ersten offiziellen Besuch des US-Präsidenten Barack Obama in der russischen Hauptstadt am 6. und 7. Juli. Trotz Gespräche im Vorfeld des Besuches war es zu keiner Begegnung des US-Präsidenten mit Vertretern der rund eine Million Protestanten Rußlands gekommen. Obama traf sich immerhin mit Patriarch Kirill, dem Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarchats. Seine Gattin, Michelle Obama, war bei einem orthodoxen Frauenorden, den „Schwestern der Barmherzigkeit des Heiligen Dimitri“, zu Gast. Doch in der Suchthilfe z.B. leisten Protestanten Beachtliches.

 

“Es ist merkwürdig, daß sich Präsident Obama mit der politischen Opposition treffen würde, jedoch nicht mit uns,” fügte Wlasenko hinzu. „Wir sind gewiß keine politische Opposition, aber wir sind ein wichtiger Bestandteil der russischen Realität. Jeder Blick auf Rußland liegt schief, wenn die vielen nichtorthodoxen Glaubensrichtungen unseres Landes nicht mit berücksichtigt werden.“

 

Richard Nixon sorgte für wichtige Signale als er am 28. Mai 1972 anläßlich seines einzigen Besuches in der Sowjetunion als US-Präsident dem Gottesdienst in der historischen „Zentralen Baptistengemeinde“ Moskaus beiwohnte. Es gäbe Gründe für die Behauptung, daß nun ein weiteres „wichtiges Signal“ vonnöten sei. In einer Stellungnahme aus Istanbul am 7. Juli, am letzten Tag des Rußlandbesuches des US-Präsidenten, wies Patriarch Kirill ausländische religiöse Organisationen darauf hin, daß sie in Rußland das Gesetz zu beachten und zu befolgen hätten. Damit meinte er auch nicht nur seine muslimischen Zuhörer vor Ort: „Im Jahre 1990 sind buchstäblich ganze Regimente von Missionaren aus Amerika, Westeuropa und Südkorea in Rußland aufgetaucht mit der Absicht, uns das Beten beizubringen. Doch wir erwiderten, daß wir bereits verstünden, wie man zu Gott bete. Schon seit 1.000 Jahren praktizieren das orthodoxe Christen und Muslime.“

 

„Doch der Tag ist noch nicht zu Ende,“ versicherte Pastor Wlasenko. „Wir haben die feste Hoffnung, daß der US-Präsident uns bei seinem nächsten Besuch aufsucht. Wir bleiben fest von der Notwendigkeit einer verstärkten Verständigung zwischen Ost und West überzeugt und wir freuen uns, daß Dr. Obama überhaupt gekommen ist. Wir beten ernsthaft um gute Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten.“

 

Baptist soll bei einer Staatskommission mitarbeiten

Selten sind alle Entwicklungen auf der kirchlichen Ebene düster. Am 23. Juni ist Witali Wlasenko herzlich empfangen worden von Marina Belogubowa im Moskauer Haus des „Zentralen Föderativen Bezirkes“ (ZFO), eines größeren politischen Gebietes außerhalb der Moskauer Stadtgrenzen. Frau Belogubowa leitet die Verwaltungsabteilung des ZFO. Wlasenko gab zu Protokoll, daß Fortschritte erzielt worden seien bei der Klärung strittiger Fragen. Ein Themenbereich betraf den schmerzlichen Vorfall vom vergangenen August, als die Gebietsbehörden versuchten, das protestantische Kinderlage „Bächlein“ westlich von Moskau zu schließen just als die Zweijahreskonferenz der RUECB ihre Tore öffnete. (Siehe unsere Meldung 8-34 vom 2. August 2008).

 

Gegen Ende der Unterredung lud Frau Belogubowa den Baptistenpastor dazu ein, sich als Experten der „Kommission für interethnische und interkonfessionelle Beziehungen“ des ZFO zur Verfügung zu stellen. Als regionales Organ hat der ZFO nicht die Wirkung eines nationalen Staatsministeriums. Doch Wlasenko ist bereit, der Kommission nach Bedarf beizustehen.

 

Zur russischen Bevölkerung von 142 Millionen zählen 20 Millionen Muslime und 275.000 Juden. Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen. Ihr Präsident ist Juri Sipko.

 

Dr. William Yoder

 Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 9. Juli 2009

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 09-21.540 Wörter oder 3.912 Anschläge mit Leerzeichen.