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Neuer President bei den Baptisten in Belarus

Das Gleiche, aber anders

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Wiktor Krutko neuer Präsident der weißrussischen Baptistenunion

 

M o s k a u – Man tauschte Sitzplätze als Wiktor Nikodimowitsch Krutko am 20. März in der großen Minsker Baptistengemeinde „Bethlehem“ zum Präsidenten der Baptistenunion von Belarus gewählt wurde. Mehr als Zwei-Drittel der versammelten 289 Delegierten stimmten für ihn als Nachfolger von Nikolai Wassilowitsch Sinkowets. Krutko hatte seit 2002 als Generalsekretär der Union fungiert; Sinkowets hatte für den gleichen Zeitraum den Posten des Präsidenten inne. Nun wird Sinkowets der Generalsekretär; die beiden Kirchenleiter haben im wesentlichen einen Postentausch vollzogen. Josef Ratschkowski bleibt weiterhin Vizepräsident – eine Funktion, die Krutko auch mal wahrnahm.

 

Dmitri Lasuta, der bereits drei lebhafte Minsker Gemeinden gegründet hat, die größtenteils aus Menschen jüngeren Alters mit nichtbaptistischem Hintergrund bestehen, äußerte im Gespräch seine Genugtuung über die Wahl von Krutko. „Ich erwarte eine größere Offenheit für Gemeinden wie die unsrigen, die einen modernen Gottesdienststil pflegen. Wir rechnen mit einer größeren Akzeptanz als völlig normale Gemeinden.“ Dabei unterstrich er jedoch, daß Pastor Sinkowets selbst diese Gemeinden stets unterstützte. Leonid Demidtschik, ein Pastor aus Orscha, beschrieb Krutko und Sinkowets ebenfalls als beliebte und anerkannte Leiter, die von allen Generationen anerkannt werden.

 

Lasuta ist vorsichtig-optimistisch hinsichtlich der künftigen Beziehungen zwischen Kirche und Staat: “Das führe ich einfach auf die Intuition zurück“, erklärte er. „Oftmals handelt es sich aber nur um zwei Schritte vorwärts, dann einen zurück.“ Bei der Wahlversammlung berichtete Nikolai Sinkowets von einer Begegnung mit Staatsrepräsentanten, die für die Beziehungen zu den religiösen Organisationen zuständig sind, im Minsker „Staatshaus“ am 11. März. Bei diesem Anlaß hatte die Regierung auch Protestanten dazu aufgerufen, bei der Überwindung der gravierenden sozialen Mißstände – Suchtmittelmißbrauch und familiärer Desintegration - behilflich zu sein.

 

Leonid Mikhovich, Rektor des Minsker Seminars der Baptisten, erkennt im Wahlergebnis ein klares Votum zugunsten der Kontinuität. Über die Beziehungen zum Staat erklärte er in einem Interview: „Wir werden unsere bisherige Haltung fortsetzen. Wenn Änderungen eintreten, werden sie vom Staat ausgehen.“ Er äußerte dabei den Wunsch, der Staat möge mit größerem Verständnis auf das Abhalten von Gottesdiensten in säkularen Räumen dort, wo kein Kirchengebäude vorhanden ist, reagieren. Solche Gottesdienste, etwa in Privatwohnungen, sind offiziell verboten.

 

Wiktor Krutko wurde am 18. Juni 1953 geboren und wuchs im Wilejski Gebiet unweit von Minsk auf. Im Jahre 1992 absolvierte er ein dreijähriges Theologiestudium am „Moody Bible Institute“ in Chicago. Danach wirkte er als Superintendent (bzw. als „Bischof“ oder „Starschi Presbyter“) im Gebiet Minsk und wurde 2002 leitender Pastor der Gemeinde Bethlehem  Diese Funktion hat er bis heute inne. Pastor Krutko ist mit Nina verheiratet; das Paar hat eine verheiratete Tochter und wurde kürzlich zu Großeltern.

 

Die „Union der Evangeliumschristen-Baptisten in der Republik Belarus“ vertritt 13.500 Mitglieder in 290 Ortsgemeinden. Neben einer relativ starken Präsenz der „Internationalen Union der Kirchen der ECB“ (IUCECB) mit fast 4.000 Mitgliedern im Lande existieren auch vereinzelte, autonome Baptistengemeinden. Die IUCECB war zu Sowjetzeiten als „Untergrundkirche“ bekannt – ihre Gemeinden sind bis heute unregistriert. Ungefähr 100.000 (1%) der 9,8 Millionen Bürger des Landes sind Protestanten.

 

Dr.phil. William Yoder

Moskau, den 23. März 2010
Pressedienst der Russischen Evangelischen Allianz

 

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