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Dietrich Brauer neuer Bischof bei den russischen Lutheranern

„Gott steht uns bei“

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Entscheidungen auf der Moskauer Synode der ELKER

 

M o s k a u -- Bei einem feierlichen Gottesdienst in Moskaus Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale am 12 März wurde Pfarrer Dietrich Brauer als Bischof der „Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Rußland“ (ELKER) eingeführt. Auf der vorhergehenden Synode der ELKER, die im Moskauer Vorort Puschkino stattfand, war Brauer einstimmig zum neuen Bischof der ELKER gewählt worden. Sein Stellvertreter wurde Propst Wladimir Proworow aus Uljanowsk/Wolga. Die ELKER ist eine der sieben Regionalkirchen der in St. Petersburg beheimateten „Evangelisch-Lutherische Kirche in Rußland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien“ (ELKRAS). Proworow ist gleichzeitig Präsident der gesamtkirchlichen ELKRAS-Synode. Erzbischof der ELKRAS ist August Kruse (St. Petersburg).

 

Brauers Wahl war für viele ein Einlaß zur Freude und Dankbarkeit. Der 28-Jährige gehört zu den jüngsten und wohl auch tatkräftigsten evangelischen Bischöfen Europas. Dieses Moskauer Amt hatte Siegfried Springer (geb. 1930) von 1992 bis 2007 inne. Ihm folgte ein weiterer deutscher Staatsbürger, Edmund Ratz (geb. 1933), der bis 2010 gleichzeitig als Erzbischof der gesamten ELKRAS diente. Im Frühsommer 2010 nahm Brauer seinen Dienst als Bischöflichen Visitator am Dienstsitz Moskau auf – in den Jahren 2005-2010 hatte er mit großem Erfolg als Pastor im Raum Gusew/Gumbinnen, Gebiet Kaliningrad/Königs­berg gewirkt. Zum Erfolg dieses Dienstes hatte auch seine Ehefrau, die Pastorin Tatjana Petrenko, in entscheidendem Maße beigetragen. (Beide stammen aus der ehemaligen UdSSR.)

 

Allerdings hat der Bischof in seiner kurzen Moskauer Amtszeit Schweres zu bewältigen gehabt. Am 19. August 2010 nahm sich in Moskau ein lediges Gemeindeglied, der 26-jährige Andrei Pautow, das Leben. In den russischen Medien fälschlicherweise als Pastor bezeichnet, hatte sich Pautow seit Jahren zum Erhalt der alten deutschen Kirche in Gnadentau (Gebiet Wolgograd) eingesetzt.

 

Bald danach wurden Dimitri Lotow (geb. 1965) und Dietrich von Bülow-Sternbeck (geb. 1966) wegen des Verdachts moralischer Vergehen ihrer geistlichen Ämter enthoben. Lotow, bekannt als der Vertreter eines hochkirchlichen und stark sakramentalen Kirchenverständnisses, hatte seit 1997 als Pastor für den russischsprachigen Teil der Gemeinde von Peter-und-Paul gedient. Seit Herbst 2009 hatte Bülow-Sternbeck den gleichen Dienst für den deutschsprachigen Teil der Gemeinde verrichtet.

 

Auf der gerade stattgefundenen Synode in Puschkino wurde die Enthebung der Ordinationsrechte dieser beiden Männer bestätigt. Den Pfarrdienst für die beiden Gemeinden in Peter-und-Paul hat Andrei Bobylew übernommen. Doch Lotow widersetzt sich weiterhin dieser Beschlüsse. Wegen Beschwerden aus den Gemeinden u.a. mußte auch der langjährige Verwaltungs­leiter der ELKER, Alexander Zerr, von der Synode entlassen werden.

 

Auf der Synode meinte ein Pfarrer aus dem Wolgagebiet im vertraulichen Gespräch: „Ich denke, wir als Kirche machen eine geistliche Prüfung und einen geistlichen Reifungsprozeß durch. Ich bin optimistisch hinsichtlich der Zukunft. Gott wird uns beistehen!“

 

Dr.phil. William Yoder

Moskau, den 29. März 2011
Pressedienst der Russischen Evangelischen Allianz

 

Eine Veröffentlichung der Russischen Evangelischen Allianz. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, die offizielle Meinung der Allianz-Leitung zu vertreten. Meldung Nr. 11-03, 416 Wörter oder 3.100 Schläge mit Leerzeichen.

Anmerkung von Juli 2020: Inzwischen sind Alexander Zerr und die Bischöfe Ratz und Springer verstorben. Die Moskauer Gemeinde, die von Dimitri Lotow geleitet wird, ist heute vollständiges Mitglied der in St. Petersburg beheimateten ingermanisch-lutherischen Kirche.