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Die osteuropäischen Baptisten treten wieder auf

Die EAU ist wieder im Kommen

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Geplant ist eine Glaubenskonferenz noch in diesem Jahr

 

M o s k a u -- Die „Europäisch-Asiatische Föderation der Unionen der Evangeliumschristen-Baptisten“ (EAF) auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion ist wieder im Kommen. Sie plant u.a. eine große Glaubenskonferenz, die im Raum Kiew am 18. und 19. Oktober 2011 stattfinden soll. Das wurde bekanntgegeben auf einer Pressekonferenz im Moskauer Seminar der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten" (RUECB) am 25. März.

 

Als die UdSSR 1991 zerfiel, sei, so Alexander Firisiuk (Minsk) von der belarussischen Union, die Föderation geschaffen worden, „um das Gespräch und die Einheit im Geiste zu erhalten. Wir sind auch tatsächlich eine Familie in Christus geblieben.“ Sie ist auch das, was noch am ehesten an den großen, alten All-Unionsrat der Sowjetära erinnert. Wjatscheslaw Nesteruk, Präsident der ukrainischen Union, meinte z.B.: „Uns ist es sehr angenehm, uns miteinander zu unterhalten. Wenn ich nach Moskau fahre und die Brüder antreffe, habe ich das Gefühl, wieder zu Hause zu sein.“

 

Bei diesem Pressegespräch betonten die Föderationsvertreter die guten Beziehungen zur in Prag beheimateten „Europäischen Baptistischen Föderation“ (EBF) – die meisten ehemals sowjetischen Bünde gehören beiden Föderationen an. Dabei wurde aber hinzugefügt, daß sich die EAF als die eindeutig konservativere Föderation empfinde. RUECB-Präsident Alexei Smirnow meinte: „Es ist sehr wichtig, daß wir der Welt unsere Einigkeit in Christus vorleben. Denn der Liberalismus greift nicht nur den Verstand an; er trägt dazu bei, daß sich die Menschen entzweien und allerlei Überzeugungen und Auffassungen anheimfallen.“

 

Während man bei der EBF Englisch spricht, bleibt Russisch die lingua franca der EAF. Unionen aus 15 Staaten gehören heute zur EAF – die offiziellen Unionen der drei baltischen Staaten sowie Georgiens jedoch nicht. Doch auch in diesen Ländern gibt es russischsprachige Baptisten, die sich zur EAF zählen. In den baltischen Staaten z.B. gibt es auffallend viele Baptisten ukrainischer Nationalität. Im Gegensatz zur EBF ist die von Juri Apatow (Moskau) geleitete EAF keine juristische Person.

 

Eigentlich war es der Aufbau einer grenzübergreifenden Jugendarbeit, die von dem Parlamentarier Pawel Ungurjan (Kiew) und Pastor Jewgeni Bakhmutski (Moskau) geleitet worden ist, die die EAF aus dem Winterschlaf riß. Im August 2008 fand in Odessa eine imponierende Jugendkonferenz mit fast 3.000 Teilnehmern aus 19 Ländern statt. Jedes Jahr im Februar gibt es ferner eine Arbeitskonferenz für Jugendmitarbeiter der EAF im Moskauer Raum. Im August 2009 unmittelbar nach der Amsterdamer Konferenz zur 400-Jahr-Feier des europäischen Baptismus fand in Kiew zum gleichen Anlaß eine russischsprachige Konferenz mit rund 1.700 Erwachsenen statt.

 

Die diesjährige Konferenz im Oktober soll unter dem Wort aus Philipper 3,13 stehen: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist.“ Ein Hauptredner wird der in Osteuropa bekannte John MacArthur (Sun Valley/Kalifornien) sein. Inzwischen kann er auf mehr als zwei Jahrzehnte des Wirkens auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zurückblicken. Heute hat die von ihm geleitete „Master’s Academy International“ Filialen u.a. in Samara/Wolga und in Irpin bei Kiew (das baptistische „Irpin Biblical Seminary“). Der deutsche Ableger dieser Akademie nennt sich “European Bible Training Centre“ und verfügt über Niederlassungen in Berlin und Zürich.

 

Das Neuaufleben der EAF hängt auch damit zusammen, daß die einigende Wirkung der überkonfessionellen Organisationen Rußlands nachläßt. Die EAF bietet eine alt-neue Möglichkeit an, Koalitionen über die eigenen, engen Grenzen hinaus zu schmieden. Die russische Orthodoxie und der Staat unterstreichen z.Zt. ohnehin die Bedeutung des Kiewer Rus, des mittelalterlichen Zusammenschlusses von Rußland, der Ukraine und Belarus.

 

Sonstige Entwicklungen

Am 23. März erlebte die altehrwürdige Zentrale Baptistengemeinde Moskaus die Abschluß­feier einer der dienstlich erfahrensten Abgängerklassen in der Geschichte des europäischen Protestantismus. Sechzehn der 55 Superintendenten (Starschy Presbyter) der RUECB erhielten den theologischen Magisterabschluß des „Moskauer Theologieseminars“. Manche dieser Geistlichen verfügten bisher über keinen wissenschaftlichen Theologieabschluß. Im Laufe der vergangenen drei Jahre hatten sie sich vor allem im Fernstudium auf dieses Examen vorbereitet. Im Zusammenhang mit dem zweimal jährlich stattfindenden Unionsrat hatten sie eine zusätzliche Woche mit dem Studium vor Ort im Moskauer Seminar verbracht. Hauptgastredner bei dieser Feierstunde war der moldawische Pastor und Politiker Valeriu Ghiletchi (Chisinau), der gegenwärtig als Präsident der EBF fungiert.

 

Seit genau einem Jahr ist Alexei Smirnow als Präsident der RUECB im Amt. Beim Unionsrat, der bis zum 25. März andauerte, ging es nun in verstärktem Maße um Zahlen. Jewgeni Bakhmutski, der Leitende Vizepräsident der Union, versicherte: „Wir wollen ein wahres Bild von Entwicklungen innerhalb unserer Bruderschaft gewinnen. Wir möchten genau erfahren, wie es bei uns aussieht und wohin wir uns bewegen.“ Nach seinen Angaben gehe es vor allem darum, weitere Pastoren für den Gemeindedienst zu gewinnen.

 

Auf der Webseite der Missionsabteilung der RUECB ist zu erfahren, daß im Februar und März zwei Expeditionen unterwegs waren. Missionarische Expeditionen über Tausende von Kilometern haben sich gerade während der kältesten Jahreszeit bewährt – sie bestehen seit rund 10 Jahren. Dann gibt es im russischen Osten mehr Eis (d.h. feste Fahrtwege) und weniger Fliegen. Beide Expeditionen besuchten vor allem Gefängnisse und Straflager; die eine im Südwesten des Landes (Tambow, Woronesch, Tula und Belgorod z.B.), die andere in den zentralsibirischen Regionen von Krasnojarsk, Chakassien und Tuwa. Die Expedition im Westen machte am 24 März Schluß nachdem sie 21 Lager, drei Reha-Zentren und 15 Gemeinden besucht hatte. Da viele der Besuchten drogenabhängig sind oder waren, wird nicht nur geistliche Literatur verteilt, sondern auch Informationen über kirchliche Reha-Zentren, die nach der Entlassung aufgesucht werden können. Die Hörerzahlen bei Veranstaltungen in den Lagern schwankten zwischen vier und 250; die jüngsten Zuhörer in Sonderschulen waren erst 10 Jahre alt. Auch die angestellten Mitarbeiter waren oftmals mit von der Partie. Besonders effektiv bei der Verkündigung in Lagern sind Missionare, die selbst einst drogenabhängig oder inhaftiert waren.

 

Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt fast 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen.

 

--wy

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 5. April 2011

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der Unionsleitung zu vertreten. Meldung Nr. 11-05, 923 Wörter oder 6.594 Schläge mit Leerzeichen.