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Martin-Luther-King-Tag in Moskau

Rassismus – ein tägliches Problem für viele

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Russische Protestanten begehen zum ersten Mal den Martin-Luther-King-Tag

 

M o s k a u – Wohl zum ersten Mal überhaupt haben russische Protestanten am 15. Januar den Martin-Luther-King-Jr.-Tag begangen. Dies geschah im Rahmen eines Gottesdienstes der „Moskauer Stadtgemeinde“ (MCC) im Hotel Milan im Süden der Stadt, der von 70 zumeist jungen Menschen besucht wurde. Der eigentliche Feiertag, der erst 1986 in den USA eingeführt worden ist, findet immer am dritten Montag des Jahres statt.

 

Pastor Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ und einer der Pastoren der MCC, gab an, daß viele Russen den Rassismus für ein fernes, ausländisches Problem halten. Doch ein Bericht des kamerunischen Gastes Daniel Ekat machte deutlich, daß nur die weißen Einwohner Rußlands eine derartige Auffassung vertreten könnten. Der Ingenieur Ekat ist während seines zehnjährigen Aufenthaltes in Rußland bereits zweimal zusammengeschlagen worden. Er erzählte: „Meine Freunde haben oftmals Angst, sich auf die Straße zu begeben. Wenn ein Kollege blutüberströmt ins Studentenwohnheim gebracht wird, bringt das viele ins Grübeln und sie fragen sich, ob sie ihr Studium fortsetzen oder lieber Hals-über-Kopf nach Hause zurückkehren sollten. Die Russen meinen, nur Hooligans würden sich so benehmen, doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Wir werden geschlagen von solchen, die uns als dunkelhäutige Affen ansehen.“

 

In einem Interview meinte der US-amerikanische Methodist Matthew Laferty, Pastor der teils afrikanischen “Moscow Protestant Chaplaincy” (MPC): “Meine Leute werden täglich mit dem Problem Rassismus konfrontiert.“ Wlasenko fügte hinzu, obwohl die Diskriminierung eher als latent empfunden werden möchte, dürfe sie weder in Rußland noch anderswo unter den Teppich gekehrt werden. Dabei gehe es nicht in erster Linie um Martin Luther King, sondern um die göttliche Wahrheit: „Kings Leben war nicht in jeder Hinsicht vorbildlich – darin unterscheidet er sich nicht von anderen Menschen.“

 

Alle Redner betonten, daß alle Menschen im Ebenbilde Gottes geschaffen worden und gleichwertig seien – daß jede gegenteilige Auffassung sündhaft sei. Galater 3,28 wurde nicht nur einmal zitiert: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus."

 

Die MCC hofft, der Martin-Luther-King-Tag werde sich nicht nur in der eigenen Gemeinde zu einem traditionellen, jährlichen Feiertag etablieren. Die Gemeinde überlegt sich die Schaffung einer Martin-Luther-King-Auszeichnung, die jährlich wegen Verdienste im Kampf um die Menschenrechte aller verliehen werden könnte. Wlasenko sagte, seine Gemeinde fühle sich verpflichtet, der Bevölkerung Moskaus zu helfen, ihre Denkweise bezüglich moralischer Fragen zu verändern.

 

Die MPC engagiert sich stark im Dienst um bedürftige Russen und Menschen nichtweißer Hautfarbe. Pastor Wlasenko äußerte die Hoffnung, die Beziehungen zwischen der MPC und seiner Gemeinde würden sich in den kommenden Jahren „verstärken und fortentwickeln“. Die MPC wünscht sich mehr Kontakt mit russischen Gemeinden – ihre sozialen Projekte bedürfen zusätzlicher Unterstützung. Die „Arbeitsgruppe Rassismus“ (Racial Task Force) der MPC dokumentiert seit fünf Jahren Gewalttaten, die im Moskauer Raum an Menschen nichtweißer Hautfarbe begangen werden. Sobald zusätzliches Personal und zusätzlicher Gelder gefunden werden, soll diese Dokumentation auch in russischer Sprache erscheinen. Die englischsprachige Dokumentation findet sich auf der Webseite „www.mpcrussia.org“ unter der Überschrift „Social Ministries“.

 

Die Moskauer Stadtgemeinde ist Mitglied der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten.

 

Dr.phil. William Yoder

Moskau, den 22. Januar 2012

 

Eine Veröffentlichung der Russischen Evangelischen Allianz. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine offizielle Meinung der Allianz-Leitung zu vertreten. Meldung Nr. 12-02, 503 Wörter oder 3.674 Schläge mit Leerzeichen.