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Internationale Baptisten zu Gast bei Patriarch Kirill

Baptistische Leiter zu Gast bei Patriarch Kirill

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John Upton und Hans Guderian besuchten Moskau

 

M o s k a u -- Vom 28.-31. März 2012 nahmen der Präsident des Baptistischen Weltbundes, Pastor John Upton (Virginia/USA), und der Präsident der Europäischen Baptistischen Föderation, Pastor Hans Guderian (Berlin), an der Jahreskonferenz der Euro-Asiatischen Föderation der Unionen der Evangeliumschristen-Baptisten in Moskau teil. Im Zusammenhang damit kam es am 29. März 2012 auch zu einer Begegnung mit dem Patriarchen Kirill der Russisch-Orthodoxen Kirche.

 

An diesem Treffen in der Moskauer Residenz des Patriarchen, die vor 1941 als privates Domizil des deutschen Botschafters diente, nahmen unter anderem teil: der Präsident des Baptistischen Weltbundes John Upton, der Präsident der Europäischen Baptistischen Föderation Hans Guderian, die Präsidenten der Baptistenbünde aus Russland Alexei Smirnow, aus der Ukraine Wjatscheslaw Nesteruk und aus Weißrussland Wiktor Krutko sowie von Seiten der Russisch-Orthodoxen Kirche Patriarch Kirill, Abt Filaret und Erzpriester Dimitri Sisonenko.

 

In seinen einleitenden Worten sprach der Patriarch von seiner großen Sorge im Hinblick auf die Infragestellung grundlegender moralischer Werte im Leben des Einzelnen, in Bezug auf Ehe und Familie und auch im Hinblick auf die Gesellschaft. Während die Impulse der Säkularisierung ursprünglich die Befreiung von Unterdrückung und die Durchsetzung von Menschenrechten und Glaubensfreiheit zum Ziel gehabt hätten, ginge es heute um eine Infragestellung aller Werte und um einen umfassenden totalen Relativismus, der keine allgemein verbindliche Wahrheit mehr gelten lasse. In diesem Zusammenhang sprach der Patriarch mit Anerkennung davon, dass trotz bestehender grundsätzlicher theologischer Differenzen die Positionen der baptistischen Gemeinschaften und der Russisch-Orthodoxen Kirche in wesentlichen anthropologischen Fragen nahe beieinander lägen.

 

In seiner Antwort dankte Pastor John Upton dem Patriarchen für dessen klares Zeugnis hinsichtlich der unveränderbaren Wahrheit des Evangeliums. Einer Welt, in der fundamentale Prinzipien aufgeweicht würden, so dass selbst absolute Wahrheiten infragegestellt werden könnten, müsse das vertrauenswürdige biblische Zeugnis von Gut und Böse, von der christlichen Hoffnung und vom biblischen Verständnis von Ehe und Familie angesichts der Zunahme von Abtreibungen und vielfältiger sozialer Verelendung entgegengesetzt werden.

 

Sowohl John Upton als auch Hans Guderian sprachen ihre Hoffnung aus, dass der begonnene möglich gewordene Dialog zwischen Baptisten und Orthodoxen in Russland im Rahmen eines erweiterten Dialogs zwischen dem Baptistischen Weltbund und der Russisch-Orthodoxen Kirche weitergeführt werden könne.

 

Das Gespräch im Moskauer Patriarchat fand in einer sehr freundlichen Atmosphäre statt und dauerte mit über einer Stunde deutlich länger als ursprünglich geplant. Am Ende der Begegnung überreichten beide Seiten einander Gastgeschenke zur freundlichen Erinnerung an das Treffen.

 

Im Rahmen ihres Besuches in Moskau nahmen John Upton und Hans Guderian noch an einer ganzen Reihe weiterer Gespräche und Begegnungen teil. Am Vormittag des 29. März 2012 fand im „Hotel President“ das 12. Nationale Gebetsfrühstück mit etwa 200 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und dem kirchlichen Leben statt. Auch bei diesem Treffen ging es um den Fortbestand beziehungsweise die Verteidigung grundlegender christlicher Werte in Ehe und Familie.

 

Am 30. März 2012 nahmen die internationalen Gäste an der 20. Jahreskonferenz der Euro-Asiatischen Föderation der Unionen der Evangeliumschristen-Baptisten im Theologischen Seminar in Moskau teil. Die 60 Teilnehmer aus den Gemeindebünden der Länder der ehemaligen Sowjetunion berichteten von zahlreichen missionarischen Aktivitäten. So gebe es in Turkmenistan trotz mancher Erschwernisse von Seiten der Behörden viele gute Möglichkeiten für Kinder- und Jugendarbeit. Ein ehemaliger Mullah diene nun nach seiner Bekehrung als baptistischer Gemeindepastor. In Usbekistan gebe es zwar manchen Druck von Seiten der Regierung gegen das christliche Zeugnis. Dennoch erreichten die 20 registrierten und acht nicht registrierten Baptistengemeinden mit zusammen 2.600 Mitgliedern Menschen zahlreicher Nationalitäten, unter anderem Tataren, Kasachen und Tadschiken.

 

Auch die Baptisten aus der Ukraine, aus Weißrussland und aus der Russischen Föderation berichteten von vielen offenen Türen für ihr Zeugnis und ihren Dienst. Allerdings gebe es durchaus auch Probleme, da eine ganze Reihe von Gemeinden nicht mehr wachsen würden. So sei auch die Zahl der Gemeindemitglieder in Russland weiterhin leicht rückläufig. Ende 2011 gehörten demnach 72.500 Baptisten zu den fast 1.800 russischen Gemeinden und Kreisen.

 

Am 31. März 2012 kam es noch zu einem weiteren ökumenischen Treffen zwischen dem Präsidenten der Europäischen Baptistischen Föderation Hans Guderian und dem Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Europäischen Russland, Pfarrer Dietrich Brauer, der vor seiner Berufung ins Bischofsamt jahrelang als Gemeindepfarrer im Gebiet Kaliningrad/Königsberg tätig gewesen war. Die Begegnung fand in der Peter-und-Paul-Kathedrale in Moskau statt, die erst in den letzten Jahren wieder instand gesetzt werden konnte und nun als Gottesdienst- und Konferenzzentrum für die rund 25.000 Lutheranern in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rußland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) dient.

 

John Upton und Hans Guderian betonten, dass sie sehr dankbar seien für die zahlreichen Begegnungen, Gespräche und Gottesdienste während ihres Besuchs in Moskau. Gegenüber den versammelten Leitern der Euro-Asiatischen Föderation der Unionen der Evangeliumschristen-Baptisten sprachen sie die herzliche Einladung aus, sich verstärkt einzubringen in die baptistische Gemeinschaft weltweit und insbesondere in großer Zahl teilzunehmen an der nächsten Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation vom 25.-29. September 2012 in Elstal bei Berlin.     

 

Hans Guderian

Berlin, 2. April 2012

 

Verfaßt für den Europäischen Baptistischen Pressedienst. Diese Fassung wurde von William Yoder redigiert und darf gebührenfrei abgedruckt werden. Meldung Nr. 12-09a, 787 Wörter oder 5.907 Schläge mit Leerzeichen.

 

Dr.phil. William Yoder, Moskau