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Mochnenko, Krim und Motorola

Gennadi Mochnenko und der Waffenbesitz

 

Zwecks Spendensammlung bereisen die Leiter führender ukrainischer Gemeinden immer wieder die USA. Da ist der bekannte Pfingstpastor Gennadi Mochnenko aus der Frontstadt Mariupol keine Ausnahme. Er ist eine leitende Persönlichkeit in der „Ukraine ohne Waisen“-Bewegung.

 

Bei einer Rundtour in Texas äußerte er auf seiner Facebook-Seite am 26. Oktober seine Bewunderung darüber, daß dort sogar in der Kirche fast alle Männer Waffen trugen. Da hatte er spaßeshalber in einer Gemeinde eine Umfrage gestartet mit der Frage, ob die Männer bewaffnet seien. Daraufhin zog der Pastor der Gemeinde eine Pistole aus der Tasche - Foto mitgeliefert. „Ein Gruß an alle Pazifisten und Tolstojaner von Wladimir Iljitsch (Lenin)!“ rief Mochnenko auf Facebook aus. Er folgerte: „Die Pastoren in Texas mit ihren vom Sowjet-Kommunismus unbeleckten Hirnen begreifen unsere Streitereien über das Recht der Christen auf Selbstschutz überhaupt nicht.“

 

Da war die Zustimmung aus der russischsprachigen Welt keineswegs einhellig, doch eine Dame aus Kiew versicherte: „Ich empfinde nichts Verwerfliches dabei, wenn ein Mensch bewaffnet in den Gottesdienst kommt.“ Zur Entspannung bei der Facebook-Debatte trug die entwaffnende (?) Antwort eines texanischen Ehepaares bei: “Für uns ist das Ganze keine theologische Angelegenheit: Uns macht es einfach Spaß, Waffen zu besitzen.”

 

Der deutsche Kabarettist Volker Pispers gab vor einigen Monaten an, in den USA würden täglich 80 Menschen umgebracht werden. „Im Irak würde man das einen Bürgerkrieg nennen“, fügte er hinzu.

 

Im März 2015 hatte Mochnenko im ukrainischen Fernsehen seine Bereitschaft erklärt, bei passender Gelegenheit Wladimir Putin eigenhändig zu töten. (Siehe unsere Meldung vom 2.7.2015.)

 

Das Gerangel um die Krim

 

Berichten aus Rußland zufolge befinden sich die protestantischen Gemeinden der Krim unter erheblichem Druck. Ihre ehemaligen Kirchenoberen aus Kiew bestehen darauf, daß die institutionellen Bindungen an der ukrainischen Hauptstadt erhalten bleiben. Das wird zunehmend schwieriger, denn seit März 2014 gehört die Krim faktisch zur Russischen Föderation. Das führt auch zu erheblichen Spannungen zwischen den pro-Kiewer und pro-Moskauer Fraktionen in den Gemeinden. Die Tatsache, daß es auch im Sommer 2016 tausende von visafreien Urlaubern aus der Groß-Ukraine auf der Krim gegeben hat, hat die Unruhen in den protestantischen Gemeinden nur vergrößert.

 

Daß russische Kirchenleitungen diese Gemeinden unter Druck setzen würden, sich nach Moskau rechtlich umzuorientieren, ist mir nicht bekannt. Dagegen sperren sich die Moskauer aber auch nicht dagegen, und das führt zu Spannungen zwischen ihnen und den Kiewer Kirchenleitungen.

 

Vorsicht, Kommentar: Mir fällt es schwer, etwas Nachteiliges an der Anerkennung politischer Realitäten zu finden. Das sind in diesem Falle auch Realitäten, die die protestantischen Gemeinden auf der Krim weder zu verantworten haben noch können sie es verändern. Im Jahre 1969, 24 Jahre nach Kriegsende, ist es endlich zur Gründung einer eigenständigen, evangelischen Kirche in der DDR gekommen. Bis dahin hatten westdeutsche Kreise darauf bestanden, daß es auch im gespaltenen Deutschland eine einheitliche Ev. Kirche in Deutschland gibt.

 

Hinterher war jedoch an diesem Schritt wenig Nachteiliges zu erkennen – er hat vielmehr zu einer deutlichen Entspannung auf der politischen und zwischenmenschlichen Ebene geführt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 war davon keine Rede mehr. Man sah: Allein an einer institutionellen Aufspaltung von Kirchen hat das deutsche Einheitsgefühl keinen Schaden genommen.

 

Damit soll nicht gesagt werden, daß sich die Krim einmal wieder der Ukraine anschließen wird, sondern nur, daß eine Anerkennung politischer Realitäten zu einer deutlichen Entspannung in den politischen und zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann.

 

Motorola getötet

Am 31. Januar 2015 brachten wir die Nachricht, daß wohl sämtliche auf dem Donezker Flughafen gefallenen Soldaten der westlichen Seite solarzellenbetriebene Player mit geistlichen Beiträgen von Charles Stanley, einem Baptistenpastor aus Atlanta/USA, mit sich führten.

 

Zuträger dieser Information war ein konfessionell nahezu unkundiger Mensch: „Motorola“ bzw. Arsen (oftmals Arseni) Pawlow. Pawlow, ein russischer Staatsbürger, ist wohl der bekannteste Milizenführer der Donezker Seite gewesen. Am 16. Oktober wurde der umstrittene Oberstleutnant im Fahrstuhl seines Wohnhauses in Donezk durch eine ferngezündete Bombe getötet. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder.

 

Dr. phil. William Yoder
Smolensk, den 4. November 2016

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