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Neue überkonfessionelle Körperschaft in der Ukraine

Es ist nicht immer leicht zu belegen, doch die politische Logik würde annehmen, daß die enge Zusammenarbeit zwischen ukrainischen Protestanten und dem Kiewer Staat negative Auswirkungen auf die Schwestern und Brüder im benachbarten Rußland hat. Der baptistische Laienpastor Oleksandr Turtschynow war federführend bei der Gründung eines „All-Ukrainischen Rates“ von Kirchen am 22. Januar. Zu den Gründungsgliedern gehören führende Baptisten und Pfingstler wie Waleri Antoniuk und Michail Panotschko. Turtschynow, der Koordinator des Rates, ist als Staatsminister zuständig für Sicherheit und Verteidigung. Er gilt als Gründer und Financier der neuen Organisation. Führende Baptisten, Turtschynow z.B., stimmen für Poroschenko bei den gegenwärtigen Wahlen. Turtschynow selbst gehörte ursprünglich zum Lager der Julia Timoschenko. Ihm wird vorgeworfen, für den militärischen Angriff auf die pro-russischen Rebellen im Donbass im April 2014 am meisten verantwortlich zu sein.

 

Natürlich stehen die Protestanten der Ukraine nicht vorbehaltlos zur Politik der Hillary Clinton – der gegenwärtige Trump findet mehr Anhänger. In seiner Eröffnungsrede beim Rat unterstrich Turtschynow, daß der neue Rat keineswegs ökumenisch sei; er trete vielmehr für Familienwerte und gegen die Geschlechterpolitik ein. In einem von der Webseite der Baptistenunion übernommenen Aufsatz führt Turtschynow die westlichen Sympathien für die Homosexualität auf den Marxismus zurück. Dabei begeht Turtschynow meiner Meinung nach den Fehler, der in den USA heute auch üblich ist: „Liberal“ und „links“ werden als austauschbare Synonyme gebraucht. Doch der osteuropäische Kommunismus nach 1945 war links – nicht liberal. Breschnew, Mao, Stalin und Castro waren Linke, nicht Liberale, die etwa die Rechte sexueller Minderheiten hochgehalten hätten.

 

Die neu-anerkannte orthodoxe Konfession der Ukraine, die einst Moskau unterstand, gibt sich nicht weniger loyal gegenüber Kiew als die dortigen Evangelischen. Die russische Orthodoxie ist jedoch sehr viel eher imstande, sich innerhalb der Grenzen Rußlands zu behaupten. Die neuesten, massiven Niederlagen der Russischen Orthodoxen Kirche in der Ukraine haben ihr stark zugesetzt. Sie will dafür sorgen, daß keine weiteren Rückschläge auf russischem Boden erfolgen.

 

Dr. phil. William Yoder
Berlin, den 9. April 2019

 

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