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Die chinesische Kirche im Zeichen der Seuche

Mehr (on-line) Dialog denn je

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Bericht über China

 

V i r g i n i a / U S A – Die Szenen aus den Medien von leeren Straßen und Gehsteigen erinnern einen daran, daß für 1,4 Milliarden Menschen das Alltagsleben auf einen Schlag abgebrochen worden ist. Es erscheint einem unvorstellbar, daß eine Maßnahme solchen Ausmaßes durchgeführt werden könnte. Doch Gespräche mit Freunden und Kollegen quer durch das Land bestätigen, daß sich Menschen in ihren Wohnungen aufhalten. Sie gehen nur nach draußen, um das Nötigste einzukaufen. Nur Lebensmittelläden, Märkte und Krankenhäuser bleiben offen. Alle Schulen sind seit den Winterferien geschlossen und es finden keine Gottesdienste statt.

 

Die Menschen versammeln sich aber weiterhin im Internet. Mit den Menschen versteckt in ihren Häusern, sind die Sozialmedien für alle zur Lebensleitung geworden. Freunde treffen sich, Familienmitglieder unterstützen sich gegenseitig, und manche Universitäten bieten ihre Kurse im Internet an.

 

Gemeinden posten ihre Gottesdienste im Internet; die Chöre singen und die Pastoren predigen. Zuhörer posten ihre Eindrücke im Netz, chatten darüber, was Gott ihnen jetzt beibringt, und stellen Fragen. Das geschieht selten von Angesicht-zu-Angesicht in großen Gemeinden. Manche Gemeinden, deren Webseiten in den letzten Jahren eingeschränkt worden sind, geben an, daß sie wieder frei posten können. Eine Gemeinde in der Provinz Anhui berichtet, daß ihr weiterhin untersagt wird, die eigene Webseite zu nutzen. Sie sind deshalb auf WeChat ausgewichen - eine Plattform ähnlich wie Whatsapp. Gruppenchats werden allerdings auf 200 Nutzer beschränkt; also muß man eine Mehrzahl an Gruppen herstellen, um die gesamte Gemeinde versorgen zu können.

 

Die Seelsorge geschieht dadurch, daß Glieder sich ihren Pastoren zuwenden mit Bitten um Gebet, Beratung und Ermutigung. Pastoren verfassen Beiträge, in denen sie die Gläubigen ermutigen, der Lage furchtlos und hoffnungsvoll zu begegnen. Immer wieder schallt der unter Chinesen häufige Gruß hinaus: Yi Ma Nei Li, „Immanuel, Gott ist mit uns.“

 

Ein Ergebnis des Ausfalls von Gottesdiensten in eher ländlichen Gegenden ist das Ausbleiben von Opfersammlungen. Gemeinden müssen sich bemühen, Rechnungen zu begleichen und Gehälter zu zahlen. Das trifft für städtische Gemeinden nicht zu, denn dort spendet man meistens on-line und greift selten auf Bargeld zurück.

 

Eine Gemeinde in Wuhan hat ein Lager an Mundschutzmasken ausfindig gemacht und setzt sie als Mittel ein, um Menschen zu begegnen. Beim Lebensmitteleinkauf verteilen sie die Masken kostenlos und sagen: „Gott liebt Sie und begleitet uns in dieser schwierigen Zeit.“ Dabei handelt es sich um einen wichtigen Dienst an die Allgemeinheit, denn Mundschutzmasken, die für den Besuch eines Marktes, Ladens oder Apotheke unerlässlich sind, sind nahezu unauffindbar.

 

Der Tod eines jungen Arztes, Li Wenliang, den Berichten zufolge ein Christ, hat zu einer landesweiten Trauer geführt. Er war der erste Arzt, dem der Anstieg an Ansteckungsfällen auffiel und darüber berichtete. Er wurde verhaftet und gezwungen, eine Absage an seinem Befund zu unterschreiben. Doch arbeitete er ohne Unterlaß weiter für jene, die erkrankt waren. Schließlich ist er selbst der Seuche erlegen. Medizinische Mitarbeiter aus dem gesamten Lande melden sich freiwillig für einen Dienst in den überstrapazierten Krankenhäusern von Wuhan an.

 

Nordamerikanische Christen sind dabei, Spenden an die kirchlichen Partner in China weiterzuleiten. Damit werden Mundschutzmasken erworben und an kirchliche Gruppen in Wuhan weitergereicht. Kirchenglieder ziehen auf die Straßen mit Plakaten, die Gottes Liebe und Fürsorge für andere bekunden. Masken müssen laufend ersetzt werden – ähnlich wie in den alten Zeiten, wenn wir Traktate verteilten. Doch jetzt handelt es sich um Mundschutzmasken! Andere Gruppen in China verschicken Reinigungsmittel in großen Mengen.

 

Myrrl Byler, “Mennonite Partners in China”, Harrisonburg, Virginia/USA
Laduschkin, den 16. Februar 2020

 

Anmerkung von Yoder: Auf der Webseite von “Counterpunch” behauptet K.J. Noh, Li Wenliang sei weder verhaftet noch der Erste gewesen, dem der neue Virus aufgefallen war. Die chinesischen Behörden hatten selbst das Sanktionieren des inzwischen verstorbenen Arztes bekanntgegeben. Siehe:

https://www.counterpunch.org/2020/02/11/how-to-yellow-cake-a-tragedy-the-ny-times-spreads-the-virus-of-hatred-again/

 

Für diese journalistische Veröffentlichung sind Myrrl Byler und W. Yoder verantwortlich. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, die offizielle Meinung einer Organisation zu vertreten. Diese Meldung darf gebührenfrei abgedruckt werden, wenn die Quelle angegeben wird. Meldung 20-05, 545 Wörter